Psychologische Hilfe

  • Hallo zusammen,

    ich komme mit der Diagnose Glaukom immer noch nicht zurecht.

    Frage an Euch: wie sind eure Erfahrungen und gibt es evtl. Psychiater oder Psychotherapeuten, die auf sowas spezialisiert sind?

    Leider wurde mein AA Termin von heute auch noch auf den 22.11. verlegt, da Aerztin wohl vorher nicht in Faro ist.

    Warum auch immer....

    Hilft halt nicht gerade. :'C

    Ganz liebe Gruesse

    Silvia

  • Hallo Gypsy,

    erstmal finde ich es total gut, dass Du erkannt hast und Dir selbst eingestehst, dass Du Hilfe brauchst!

    Ich kann das sehr gut nachvollziehen. Als meine Diagnose neu war, habe ich auch mit großer Unsicherheit und Angst reagiert. Du bist vollkommen normal 😉

    Ich bin kein Fachmensch, aber ich glaube, es ist nicht wichtig, ob jemand auf diese Problematik spezialisiert ist. Generell geht es ja um Urängste. Die sind sicher nicht Glaukomspezifisch…ich schätze, dass die sich bei schweren, chronischen Krankheiten nicht zu sehr unterscheiden.

    Viel schwieriger wird es sein, einen Therapeuten zu finden, der mit Dir auf einer Welle schwimmt.

    Bei dem die Chemie stimmt. Und der dann noch Kapazitäten hat. Dazu gibt es von der Kasse bezahlte Erstkontakte.

    Auch bietet zum Beispiel die Barmer eigene Therapien per Video an und wirbt, dass hier schnelle Plätze zu bekommen seien. Vielleicht geht das bei Deiner Kasse auch…

    Ich drücke Dir die Daumen, dass Du jemanden passenden findest!

    Liebe Grüße

    Happy

    Geniesse jeden Augenblick!

  • Hallo Sivia,

    Was stellst Du Dir denn unter dem Zustand

    "Mit der Diagnose Glaukom zurechtkommen" vor?

    Ich meine, bei einer so ernsthaften Erkrankung, die noch so wenig verstanden wird, an die man tgl. Mehrmals durch die Tropferei, mit den Nebenwirlungen der Tropfen, den vielen Arztterminen erinnert wird und zusätzlich

    die Unsicherheit der Prognose, weil niemand garantieren ksm , dass es gut ausgeht, man also trotzdem immer wird sehen können, denke ich, dass die Einschnitte der Lebensqualität enorm sind.

    Das kann man sich auch nicht irgendwie schönreden, ich halte das für normal.

    Da muss mann ein Leben mit Einschränkungen leben und sich neu organisieren.

    Anders sieht es aus wenn Du eine psychische Erkrankung, wie Depression entwickelst, so dass Dein Leben aus den Fugen gerät, dann braucht man wirklich zusätzliche psychische Behandlung.

    Gruss Malve

  • Hallo,

    Akzeptanz von Gegebenheiten wie z.B. einer Diagnose kann man eigentlich in jeder Therapie besprechen. Das ist gar kein seltenes Thema für Therapeuten.

    Besonders schön persönlich waren meine Erfahrungen mit psychisch-funktioneller Ergotherapie. Da gab es eine Kombination aus Ideen zum praktischen Umgang im Alltag mit Einschränkungen etc. und zum mentalen Umgang mit den Themen. Ich habe ja einige Diagnosen und das hat mir wirklich weitergeholfen. Psychisch-funktionelle Ergotherapie bekommt man auf Verschreibung vom z.B. Hausarzt. Meist wartet man nur 2-3 Wochen auf den Beginn der Therapie.

    Sonst habe ich noch Psychotherapie in Form von Verhaltenstherapie gemacht.
    Welche Therapieform passend ist, das ist individuell. Über die Website der 116117 kann man für viele Bundesländer/Gegenden in Deutschland auch nach Therapeuten suchen und kann direkt auf der Seite mehrheitlich zeitnah (innerhalb von 4 Wochen) einen Gesprächstermin. Ich hatte dann einen Termin mit einer netten Psychotherapeutin damals, die mit mir für eine Stunde besprochen hat, ob mir Therapie helfen könnte und welche Therapieform passen könnte und dann eine Liste an Therapeuten in meiner Nähe mit freien Plätzen oder kurzen Wartezeiten gab, bei denen ich mich gemeldet hatte danach.

    Ganz viel Erfolg.

    LG Mango

  • Mir hat die Diagnose auch erstmal ordentlich den Boden unter den Füßen weg gezogen.

    Ich denke, dass gerade die erste Angst durchaus besprochen werden kann. Mir hat es erstmal geholfen, mich damit auseinander zu setzen. Ich kenne jetzt nur die Grundzüge und noch keine Einzelheiten. Daher verrenne ich mich doch noch immer ordentlich.

    Ich hätte als Therapieansatz ausser einer sich entwickelnden Depression auch eine Angsterkrankung auf dem Schirm, welche sich aus der Diagnose heraus entwickeln könnte.

    Bei mir steht durch das Glaukom die Existenz auf dem Spiel. Bin Instrumentallehrer für Holzblasinstrumente. Nix für Glaukomis. Für meinen Bandscheibenvorfall hilft nur das Fitti. Nix für Glaukomis. In unserer Freizeit spielen wir in einer Band, haben uns eine Sauna gebaut.... Was soll ich sagen: Nix für Glaukomis.

    Da kriegt man wirklich einen an die Waffel, weil diese Erkrankung das Leben mal eben komplett auf den Kopf stellt. Ich bin dabei einiges zu ändern bzw. mit meinem AA abzusprechen.

    Aber ich bin auch oft nah daran mal irgend etwas vor Wut an die Wand zu schmeißen, weil mich meine Psyche mal wieder ausbremst....

    Daher kann ich sehr gut nachvollziehen, wenn jemand äußerst, dass er mit der Diagnose noch nicht klar kommt.

    Wir müssen damit klarkommen, weil wir da mal eben schnell reingeworfen wurden. D.h. aber noch lange nicht, dass wir damit umgehen können.

  • Hallo Gypsy,

    ich kann sehr gut nachempfinden, wie Du Dich fühlst. Diese plötzlichen, oft bedrohlichen (ob tatsächlich oder befürchtet) Szenarien, die sich auftun, die Dinge, mit denen man sich beschäftigen muss, und es ist nicht einfach nach ein paar Wochen Reha u.ä. vorbei - das geht schon sehr an die Nieren.

    Als ich vor 3,5 Jahren die Diagnose bekam, und vorher schon wegen eines grenzwertigen AID Befürchtungen hatte, hat es mir auch den Boden unter den Füßen weg gezogen.

    Aus einer latenten Depression und Angststörung wurde eine "manifeste". Ich habe mir eine Therapeutin gesucht, muss dazu aber auch sagen, dass ich nicht über die Krankenkasse gegangen bin, sondern bei einer Psychotherapeutin nach dem Heilpraktikergesetz bin. Erstgespräche hatte ich über die KK, aber die Wellenlänge stimmte nicht wirklich.

    Sie ist nicht auf Glaukom u.ä. spezialisiert, aber kennt sich gut mit Ängsten aus. Zu der Gesprächstherapie macht sie auch MET-Klopftherapie und EMDR Augentherapie. Es tut mir sehr gut, ich erkenne selbst Dinge, bekomme auch "Techniken" an die Hand, um etwas zu ändern - im Handeln und Denken - und diese Klopftherapie hilft mir wirklich bei nächtlichen Ängsten und Panikattaken, und auch noch andere Übungen. So als schnelle, einfach anzuwendende "Notfallversorgung", die man selbst bei sich anwenden kann.

    Ich persönlich nehme auch Antidepressiva, Citalopram 20 mg, was nach Absprache mit Neurologin und AA, bestätigt durch Prof. Dietlein an der UK Köln, das für Glaukomis mit das beste und risikoärmste Mittel ist.

    Aber vielleicht - hoffentlich - hilft Dir auch die Therapie alleine. Bei mir war es nicht so, meine Therapeutin hat mir empfohlen, einen Neurologen aufzusuchen, dort wurde ich diagnostiziert bzw. ihr Verdacht wurde bestätigt. Die Tabletten helfen, den Weg freizuräumen, damit die Therapie auch wirksam sein kann und ich auch Fortschritte machen kann.

    Videosprechstunden, über die 116 117 gehen, über die Krankenkasse sind schon gute Hinweise. Ansonsten könntest Du während der Wartezeit vielleicht mal das eine oder andere Gespräch privat zahlen, wenn Du es Dir leisten kannst und die Not zu groß wird.

    Atemübungen, die in unzählichen Apps angeboten werden, helfen auch. Vielleicht kannst Du auch selbst ein paar Klopftechniken selbst etwas erlernen.

    Alles Dinge, um die Wartezeit zu überbrücken oder zusätzlich zu tun.

    Mir persönlich hilft auch der Austausch hier im Forum oder in einer Glaukom-Selbsthilfegruppe. Auch die Patientenveranstaltungen des Bundesverband Glaukom empfinde ich als sehr hilfreich. Man bekommt viel Einblick, auch in neue Methoden, Medikamente und Untersuchungen - das macht Hoffnung (zumindest mir). =)

    Die bleibende oder neu aufsteigende Angst vor den Untersuchungen kenne ich auch, und manchmal gelingt es besser, manchmal schlechter, mit der Aufregung umzugehen. Das ist ein weites Lernfeld, doch auch ein paar erste Schritte sind schon ein Fortschritt.

    Fühl Dich gedrückt und ich hoffe, Du findest mal ein paar Lichtblicke und Unterstützung.

  • Hallo Silvia!

    Wir alle hier kennen das Problem mit dieser Diagnose leben zu müssen.

    Aber das kann man! Bei mir hat das auch 9 Monate gedauert, bis ich einigermaßen damit umgehen konnte.

    Du hast schon viele Tipps erhalten. Und auch ich finde es in keinster Weise verwerflich, sich Hilfe zu holen, wenn man alleine nicht mehr klar kommt.

    Ich glaube nicht, dass es Therapeuten gibt, die sich speziell auf Glaukomerkrankungen spezialisiert haben, aber das muss ja vielleicht auch nicht sein.

    Aus einer latenten Depression und Angststörung wurde eine "manifeste". Ich habe mir eine Therapeutin gesucht, muss dazu aber auch sagen, dass ich nicht über die Krankenkasse gegangen bin, sondern bei einer Psychotherapeutin nach dem Heilpraktikergesetz bin. Erstgespräche hatte ich über die KK, aber die Wellenlänge stimmte nicht wirklich.


    Sie ist nicht auf Glaukom u.ä. spezialisiert, aber kennt sich gut mit Ängsten aus. Zu der Gesprächstherapie macht sie auch MET-Klopftherapie und EMDR Augentherapie

    Genau das hab ich auch gemacht, als ich nach meinem schweren Unfall ein Unfalltrauma noch dazubekommen hatte. Mir hat EMDR sehr geholfen.

    Ich hab das alles selbst zahlen müssen, aber das war es mir wert.


    Silvia, es wird bestimmt der Punkt kommen, an dem Du wieder den Kopf oben halten kannst. Sei zuversichtig, fühl Dich mal :knuddeln: .


    Viele Grüße

    Sabine

  • Danke ihr Lieben,

    Sabine, ich habe die EMT- Klopfterapie und EMDR-Augentherapie gegoogelt und werde das weiter verfolgen. Danke nochmal. Hoert sich sehr gut an.

    Andreica: denke, ich brauche ein Antidepressiva. Aber habe halt immer nur gelesen, dass es nicht gut fuer uns ist. Du hast das aber checken lassen und man meinte, es sei ok?

    Oder das kleinere Uebel? Werde meine AAE da nochmal fragen und was ich tun soll.

    Psychotherapie sicherlich - Medikamente bitte sei vorsichtig....

    Ganz liebe Gruesse

    Silvia

  • Andreica: denke, ich brauche ein Antidepressiva. Aber habe halt immer nur gelesen, dass es nicht gut fuer uns ist. Du hast das aber checken lassen und man meinte, es sei ok?


    Oder das kleinere Uebel? Werde meine AAE da nochmal fragen und was ich tun soll.


    Psychotherapie sicherlich - Medikamente bitte sei vorsichtig....

    Ich wollte nicht ausdrücken, dass Du ein Antidepressivum brauchst - es tut mir leid, falls das so rüber gekommen ist. Daher hatte ich geschrieben, dass ich hoffe, dass Dir die Therapie alleine hilft. Bei mir war es nicht der Fall, ich kann natürlich nur für mich sprechen und nicht für andere.

    Was ich sagen kann ist, dass sowohl mein Haus-Augenarzt als auch Prof. Dietlein in Köln ausdrücklich gesagt haben, dass wenn Antidepressivum, dann aus der Gruppe der SSRI (Selektive Serotonin Wiederaufnahme-Hemmer, englisch Selective Serotonin Re-Uptake Inhibitors).

    Dazu gehört Citalopram und auch Escitalopram. Auch die Neurologin hat sich mit ihrer Chefin schlau gemacht und ist zum gleichen Ergebnis gekommen.

    Heißt für mich: ja, es besteht eventuell ein kleines erhöhtes Risiko. Da Citalopram aber nicht die Pupille erweitert und nicht müde macht (auch wenn ich i.d.R. sehr gut schlafen kann, eine Wohltat nach den Jahren vorher!), ist der Kammerwinkel auch nicht durch eine größere Pupille verengt.

    Für mich auch die Abwägung nach Kosten - Nutzen: wie viel schadet der Stress, die Depression mit körperlichen Auswirkungen meinen Augen, und auch der schlechte Schlaf? Wie viel besser geht es mir mit Citalopram, ich komme in der Therapie voran, mache mehr Sport als früher und bin viel ausgeglichener?

    Lass Dich beraten - Du kannst ja auch mal einen Neurologen aufsuchen.

    Ich möchte Dir nur Mut machen dass wenn Du ein Antidepressivum brauchst, es wirklich keine Progression des Glaukoms bedeuten muss.

    Man schleicht ein Medikament ein und ich bin dann zwischendurch zum Druckmessen gegangen und Gott sei Dank gab es keine Erhöhung.

    Außerdem möchte ich die Tabletten möglichst nicht für immer nehmen und viele können die nach 1 Jahr oder ein paar Jahren wieder ausschleichen.

    Dir alles Liebe und halte die Ohren steif.