Tropfen, weil’s bequem ist
Ich habe mich seit 2007 nicht mehr im Forum gemeldet, weil ich für mich keinen Hoffnungsschimmer sah:
Ich habe ein Normaldruck-Glaukom und werde deshalb seit nunmehr 35 Jahren mit Tropfen traktiert. Ich habe mittlerweile ein Dutzend Augenärzte durchlaufen, die alle nur eins zu raten wussten: Mehr von dem Gleichen!! Das heißt: noch mehr Tropfen, obwohl offensichtlich ist, dass die Tropferei die fortschreitende Zerstörung meiner Augennerven nicht aufhalten kann!! Und keiner hat auch nur einmal einen Gedanke daran verschwendet, was man vielleicht noch versuchen könnte, um das Glaukom zu stoppen -- dieser Unwillen, nach anderen Heilungsmöglichkeiten zu suchen, widerspricht dem Hippokratischen Eid, den sie doch alle geschworen!!
Nur der Berliner Glaukom-Spezialist Prof. Erb hatte eine Idee: Er meinte, das einzige, womit er mir vielleicht noch helfen könnte, sei ein neues Alzheimer-Präparat: Axura mit dem Wirkstoff Memantine. Das aber hat sich inzwischen als wirkungslos selbst bei Alzheimer erwiesen, und Erb hat daraufhin sein Interesse an mir verloren, er hat mich offensichtlich nur als Versuchskaninchen (und Goldesel) gesehen…
Im letzten Jahr aber sind nun Aufsätze erschienen (Flammer, Michelson, Gerste), die zeigen, dass sich endlich was bewegt: Plötzlich ist Stand der Forschung, dass der Augeninnendruck keinesfalls die alleinige Ursache des Glaukoms, und schon gar nicht des Normaldruckglaukoms sein kann, und dass man deshalb systemisch herangehen und durch umfassende Diagnostik in fachübergreifender Zusammenarbeit nach wirksamen Therapien suchen muss.
Doch was ändert sich in der Praxis? Die Augenärzte verschreiben munter weiter ihre Tropfen und nix als Tropfen, und die Pharmaindustrie verdient weiter prächtig daran! Ich halte das für einen großen Skandal – einen von vielen Skandalen in unserer Gesundheitsversorgung!
Vor 4 Wochen habe ich mich deshalb entschlossen, alle meine Augentropfen abzusetzen. Und siehe da: Mir geht’s gut, alle Nebenwirkungen, die mir seit vielen Jahren die Lebensqualität vermiest haben, sind futsch: Tränen und Brennen der Augen, Trockenes Auge und vor allem: der chronische Husten, der mich inzwischen schon auf die Liste der COPD-Patienten gebracht hatte.
Und das ist der zweite Skandal: Welcher Arzt nimmt denn die Nebenwirkungen, die bei seinen Patienten auftreten, ernst und gibt sie an die Hersteller der Medikamente weiter? Die Nebenwirkungen, die auf den Beipackzetteln aufgeführt werden, beruhen auf völlig unzureichenden Studien – eine zentrale Erfassung aller aufgetretenen Nebenwirkungen gibt es nicht -- Contergan lässt grüßen!
Ich weiß, dass jetzt Aufschreie der Empörung folgen werden: „Welch ein Leichtsinn!“ „Sicher ist sicher – vielleicht helfen die Tropfen ja doch ein bisschen!“ „Wenn Du jetzt blind wirst, wirst Du’s bereuen!“
Mag sein! Wer mag, soll weiter tropfen – aber lasst Euch nicht länger abspeisen mit Tropfen oder dem Skalpell als alleiniger Therapie – fordert ein, dass sich Eure Ärzte entsprechend dem Stand der Forschung um ergänzende Therapiemöglichkeiten bemühen, auch wenn sie damit nicht so bequem und schnell Geld verdienen können!
Ich aber habe für mich entschieden, dass 35 Jahre genug sind! Ich will meinen Körper nicht länger mit Medikamenten voll pumpen, deren schwerwiegende Auswirkungen ich nicht überschauen kann, deren Nutzen aber (insbesondere für Normaldruckglaukome) bisher von keiner Studie stichhaltig bewiesen worden ist! Und ich werde mir nun den Luxus gönnen und nach Basel oder Erlangen fahren, um mich dort gründlich untersuchen zu lassen von Ärzten, die jenseits der Tropfen nach neuen Therapien suchen!
Gerhard Moses Heß
Hallo Moses! Ich habe Deinen Beitrag mal ins richtige Unterforum verschoben. LG Sabine