Medizinstudent mit starkem Verdacht auf Glaukom sucht Rat

  • Hallo zusammen,

    nach etwa 3 wöchigem rauf und runter möchte ich mich hier nun auch einmal vorstellen und meine Erfahrungen teilen.

    Ich bin vor kurzem 25 Jahre alt geworden und im 4 Semester des Medizinstudiums.

    Aufgrund eines Seminars zum Thema Augenkrankheiten in Anatomie habe ich mich vor besagten 3 Wochen nach über 10 jähriger „Pause“ mal wieder einer Vorsorgeuntersuchung beim Augenarzt unterzogen, da ich zudem eine Verschlechterung meiner Kurzsichtigkeit (-2/-1,5) wahrnehmen konnte.

    Nichts ahnend musste ich feststellen, dass das, was ich zuvor noch aus dem Unterricht kannte nun in Teilen bei mir bittere Realität geworden war.

    Klar auffälliger Sehnerv auf beiden Augen, Papille im Normalbereich, jedoch mit vergrößerter Exkavation bis teilweise zum Papillenrand hin. Dazu eine unterdurchschnittliche Ganglienzelldichte.

    Alles jedoch bei einem normalen Augeninnendruck von 15mmHg.

    Noch beim Versuch mir Folgendes zu verdeutlichen, dass eine frühe Diagnose, vor großartigem Gesichtsfeldverlust, ja etwas gutes ist und dass eine Momentaufnahme ja eindeutig keinen Verlauf darstellt und somit auch kein Fortschreiten belegt, fiel ich in ein tiefes Loch aus Sorgen und Ängsten:

    Wie lässt sich mit möglicherweise irgendwann eingeschränkter Sicht der Beruf des Arztes noch ausüben?

    Bin ich dann überhaupt noch in der Lage in einigen Jahren eine Familie ernähren zu können?

    Darf ich überhaupt mit einer Diagnose Glaukom operieren, oder andere ärztliche Tätigkeiten ausüben?

    Wie hoch ist überhaupt die Wahrscheinlichkeit einer Erblindung bei meinen Werten?

    Bekomme ich jetzt noch eine Berufsunfähigkeitsversicherung?

    Worauf muss ich mich nun überhaupt einstellen, außer den regelmäßigen Kontrolluntersuchungen?

    Nachdem ich den ersten Schock erstmal verdaut hatte, hab ich mich an die Organisation gemacht:

    Den Folgetermin zur Analyse möglicher Tagesdruckschwankungen und des Gesichtsfeldes beim Augenarzt auf Mai verschoben, um vor einer Diagnose noch eine BU abschließen zu können.

    Einen ersten Gesprächstermin beim Chefarzt der Uniklinik Dresden für Juni organisiert, sowie einen weiteren Untersuchungstag an der Uniklinik Heidelberg vereinbart.

    Zurück in die Gegenwart:

    Zwar erleichtert mir der Druck von Klausuren und baldigem Physikum das Grübeln etwas, da einfach kein Platz dafür herrscht, jedoch so ganz lässt es sich nicht unterbinden.

    Dadurch hat natürlich auch die eigene Leistungsfähigkeit nachgelassen, seit den Ergebnissen von vor 3 Wochen.

    Nun zu den Ergebnissen selbst.

    Wie schätzt ihr die Lage aus euren Erfahrungen ein?

    Was muss ich vielleicht noch beachten?

    Lässt sich aus den Ergebnissen schon eine Prognose ableiten?

    Gibt es hier Mitglieder mit ähnlichen Ergebnissen, oder Situationen?

    Was würdet ihr jemandem Raten, der in den nächsten 4-5 Monaten 200% Leistungsfähig sein muss um die kommenden Ziele zu erreichen?

    An alle, die bis hierhin gelesen haben, die einen Rat übrig haben oder ihre Erfahrungen hierunter teilen, Tausend Dank!!

    Beste Grüße

    Phillip

  • Hallo Phillip,

    vor 35 Jahren wurde bei mir Glaukom festgestellt. Augennervkavitation 30 %. Seitdem Tropftheraphie, SLT, CPC. Die Medikamente sind immer besser geworden. Heute ist mein rechtes Auge 100%, mein linkes nach Kataraktoperation im November beleidigt (Sehkraft 20 %).

    Lauf nicht rum wie ein aufgescheuchtes Huhn. Zum Glück wurde alles bei Dir frühzeitig erkannt. Bleib Du-da reichen maximal 100 %. Manchmal ist weniger auch mehr.

    Gruß

    Friedl

  • Hallo Phillip,

    erstmal willkommen im Forum.

    Wurde die Diagnose "Glaukom" schon bestätigt oder ist es erstmal nur ein Verdacht? Vielleicht sehen deine Papillen ja schon von Geburt an so aus, das ist manchmal schwer zu unterscheiden.

    Wenn du dich jetzt zu sehr stresst ist das auch nicht gut. Wie sieht es mit deinem Blutdruck aus? Ist der normal oder eher zu niedrig?

    Sport, Stress...? Hat der Arzt dir Tropfen verschrieben oder sollst du erstmal abwarten bis zu den nächsten Untersuchungen?

    Ich weiß es ist schwer, aber mach dich nicht verrückt :troest1:

    Grüße

    Nora

  • Hallo Philip!

    Willkommen im Forum.

    Klar auffälliger Sehnerv auf beiden Augen, Papille im Normalbereich, jedoch mit vergrößerter Exkavation bis teilweise zum Papillenrand hin. Dazu eine unterdurchschnittliche Ganglienzelldichte.

    Alles jedoch bei einem normalen Augeninnendruck von 15mmHg.

    Klar auffälliger Sehnerv und Papille im Normbereich widerspricht sich irgendwie.

    Wenn ich Deinen Befund richtig interpretiere und der "Papillenbereich" die Sehnervgröße aussagen soll, dann hast Du eine Micropapille, als rein anatomisch ein kleiner Sehnerv. Ist nichts Schlimmes erstmal, aber das weißt Du sicher, dass es halt manchmal in der Anatomie die Launen der Natur gibt.

    Wenn ich mit dieser Vermutung richtig liege, dann ist eine Exkavation erstmal größer, als normal, sieht pathologisch aus und ist es dabei eigentlich gar nicht.

    Das würde ich noch mal gezielt abklären.

    1. Noch hast Du überhaupt keine eingeschränkte Sicht! Stand derzeit: Ausüben des Berufs Arzt sollte kein Problem sein, oder?

    2. Warum auch nicht?

    3. Dazu solltest Du vermutlich an betreffenden Stellen nachfragen. Aber ich kann mir jetzt nicht vorstellen, was dagegen sprechen sollte, solange durch einen massive Seheinschränkung keine Fremdgefährung besteht.

    4. Meine Glaskugel ist heute leider außer Betrieb! Sorry, wenn ich das so formuliere, aber woher soll das jemand wissen? Heutzutage erblindet niemand schnell und mal eben so.

    5. Frag bitte bei Deinem Versicherer nach.

    6. Erstmal musst Du eine genaue Diagnose haben und dann schaut man weiter.

    Den Folgetermin zur Analyse möglicher Tagesdruckschwankungen und des Gesichtsfeldes beim Augenarzt auf Mai verschoben, um vor einer Diagnose noch eine BU abschließen zu können.

    Dann ist es also doch möglich?

    Einen ersten Gesprächstermin beim Chefarzt der Uniklinik Dresden für Juni organisiert, sowie einen weiteren Untersuchungstag an der Uniklinik Heidelberg vereinbart.

    Wieso hast Du gleich verschiedene Termine gemacht?

    Ich schätze, dass Du erstmal eine gesicherte Diagnose brauchst.

    Eine Prognose kann hier niemand abgeben, wir haben alle keine Kristallkugel, siehe oben. Sorry, aber wer soll da eine Prognose abgeben? Heutzutage gibt es gute Behandlungsmöglichkeiten! Das ist doch schon mal gut und sehr viel mehr als noch vor etlichen Jahren.

    Konzentriere Dich auf Dein Studium! Das ist wichtig für Deine Zukunft. Vergiss dabei nicht auch mal einen Moment durchzuatmen. Ernähre Dich gesund, geh zu Deinen Terminen.

    Und nun atme erstmal durch :knuddeln: ! Du brauchst einen klaren Kopf und dann siehst Du weiter.

    Viele Grüße

    Sabine

  • Hallo Phillip,

    vor 35 Jahren wurde bei mir Glaukom festgestellt. Augennervkavitation 30 %. Seitdem Tropftheraphie, SLT, CPC. Die Medikamente sind immer besser geworden. Heute ist mein rechtes Auge 100%, mein linkes nach Kataraktoperation im November beleidigt (Sehkraft 20 %).

    Lauf nicht rum wie ein aufgescheuchtes Huhn. Zum Glück wurde alles bei Dir frühzeitig erkannt. Bleib Du-da reichen maximal 100 %. Manchmal ist weniger auch mehr.

    Gruß

    Friedl

    Lieber Friedl,

    großen Dank für deinen Erfahrungsbericht und deine aufbauenden Worte!

  • Liebe Nora,

    erstmal vielen lieben Dank für deine aufmunternden Worte!

    Die Diagnose ist aktuell noch nicht endgültig bestätigt.

    Auf meinem Überweisungsschein zum Spezialisten stand jedoch bereits Glaukom als Diagnose/Verdachtsdiagnose drauf.

    Bei meinem Augenarzt vor Ort ist nun im Folgenden die Druckprüfung über den Tagesverlauf dran, da ich bei einmaliger Messung einen normalen Druck hatte.

    Dass es möglicherweise schon von Geburt an so war ist schwer vorstellbar, da man ja doch einige Augenarzttermine in der Kindheit bis zur frühen Jugend wahrgenommen hatte, aber unmöglich ist es natürlich nicht und in gewisser Weise ja auch noch die große Hoffnung.

    Natürlich lässt sich aus einer einmaligen auch Analyse noch kein Verlauf ableiten, was die Hoffnung am Leben hält, dass es sich mit der Zeit garnicht unbedingt verschlechtern muss.

    Dass der Blutdruck eine Rolle spielen kann, habe ich auch schon mehrfach lesen können, besonders wenn es sich wohl um das sog. Normaldruckglaukom handelt.

    Das werde ich auf jeden Fall mit abklären lassen, ob es dort großartige Schwankungen gibt, besonders im Schlaf.

    Tropfen habe ich noch nicht verschrieben bekommen, da wir erst das Druckprofil abwarten wollten.

    Aktuelleste Aussage der Augenärztin war zumindest, für dein Alter sieht das in jedem Fall besorgniserregend aus, wir werden nun gucken ob es Druckschwankungen im Tagesverlauf gibt.

  • Liebe Sabine,

    ganz herzlichen Dank für die stützenden und klaren Worte und die ausführliche Beantwortung meiner Nachricht.

    Zum ersten Punkt, ja genau so war das gemeint mit der Papille. Also, dass es sich eben um eine vergleichsweise große Exkavation handelt, bei einem Sehnervenkopf im Normalbereich und nicht, wie wohl auch möglich einem allgemein größeren Sehnerv.

    Aber ein sehr interessanter Aspekt, mit der Mikropapille. Das werde ich im nächsten Termin auf jeden Fall mit erfragen, inwieweit das möglicherweise bei mir eine Rolle spielen könnte.

    Der erste Fragenblock meiner Nachricht sollte primär die Sorgen widerspiegeln, die kurz nach dem Augenarzttermin aufkamen.

    Das mit der BU beispielsweise werde ich einfach probieren müssen, aber es wird wohl wahrscheinlicher funktionieren, wenn noch keine klare Diagnose, übermittelt, oder zumindest Untersuchungen, die nicht privat übernommen wurden, stattgefunden haben.

    Dass keiner in die Glaskugel schauen kann, ist einem rational betrachtet natürlich bewusst und dennoch hofft man irgendwie dann doch auf den einen der einem sagt, so und so sieht’s aus und da geht die Reise hin, sodass man sich auf etwas bestimmtes einstellen und damit auch planen kann.

    Dass ist dann jedoch eher den Emotionen aus den Sorgen heraus geschuldet und wenn man es von außen betrachtet weiß man eigentlich schon, dass jetzt eben eine Phase der Ungewissheit folgen wird, auf die man sich in gewisser Weise auch einstellen kann.

    Ich werde in jedem Fall versuchen deinem Rat zu folgen und erstmal den Fokus wieder voll auf das Studium lenken und alles weitere seinen Gang gehen lassen und eben schauen, was dabei rauskommt.

    In jedem Fall vielen Dank und wirklich toll, dass es solch ein Forum gibt, in welchem man so schnell Aussagekräftige und Mut machende Antworten bekommt, die einem das Gefühl geben mit dem Problem nicht alleine zu sein.

    Beste Grüße

    Phillip

  • Hallo Phillip,

    willkommen auch von mir im Club der Glaukomverdächtigen.

    Ob das nun wirklich schon eine gesicherte Diagnose ist oder 'nur' ein Verdacht, das ist auch für mich fraglich!

    Wie Sabine Dir schon geschrieben hat, hast Du laut OCT relativ kleine Papillen. Die sollten nur kleine Exkavationen haben.

    Also sind die Exkavationen, die da bei Dir gemessen wurden, auf jeden Fall verdächtig.

    Es gibt aber in der Papillenmorphologie noch einige Parameter, um physiologische Exkavationen von glaukomverdächtigen zu unterscheiden.

    Ein wichtiger Punkt dabei ist mit dem vertikalen - vs horizontalen CDR-Wert ausgedrückt.

    Glaukomatös bedingte Schäden beginnen in der Regel oben und unten, was mit dem Verlauf der Nervenfaserbündel zu tun hat.

    Folglich ist eine hoch-ovale Exkavation (=hoher vertikaler CDR) glaukomverdächtig.

    Eine eher runde oder quer-ovale Exkavation spricht für eine physiologische Exkavation.

    Schau Dir Deine Befunde nochmal an unter diesem Aspekt!

    Deine RNFL-Werte hingegen scheinen in Ordnung, abgesehen von einem gelb markierten Sektor.

    Was es mit den reduzierten GCC-Werte auf sich hat, kann ich nicht einschätzen. Diese Auswertung ist relativ neu. Davon bekommen wir hier im Forum noch eher selten was zu sehen.

    Da Du zehn Jahre nicht beim AA warst, gibt es keine Vorbefunde und auch keine Bildgebung, mit der sich abgleichen ließe.

    Also Phillip, Du wirst Geduld brauchen, bis klar ist, ob Du ein beginnendes Normaldruckglaukom hast oder ob dieser Ausgangsbefund die individuelle Konfiguration Deiner Sehnerven darstellt.

    Für Dich als angehenden Mediziner ist das eine Herausforderung. Und in Deiner derzeitigen Situation kurz vor dem Physikum natürlich schwer zu handeln!

    Es ist aber auch eine Chance, zu begreifen, dass die Grenze zwischen krank und gesund oft sehr schwer zu ziehen ist; und dass Vorsorgeuntersuchungen ihrer Vor- und Nachteile haben!

    Im guten (schlechten) Fall fördern sie eine Krankheit früh zu Tage, mit der man bei konsequenter Therapie gut leben kann.

    Im schlechten (guten) Fall produziert Vorsorge Verdachtsfälle, die den Betroffenen Sorgen machen, und die viel Geduld erfordern, bis man weiß, was Sache ist.

    Dir jedenfalls wünsche ich den letzteren Fall!

    Es gibt hier im Forum etliche Mitglieder, denen es ähnlich wie Dir geht.

    Aber natürlich ist jeder Mensch und jeder Verdacht sehr individuell.

    Alles Gute Dir und viel Glück bei der Abklärung.

    Chanceline

  • Auch von mir ein Willkommen, Philip!

    Wie sieht es eigentlich mit deinem Blutdruck aus?

    Treibst du Sport? Wenn ja welchen und in welcher Intensität? Leider gibt es bei einem NDG Einschränkungen und Intensivsport kann u.U. den Sehnerven schaden.

    Glaukom mit Gesichtsfeldausfällen, Trabekulotomie an beiden Augen (04/11 + 08/11), vor Katarakt-OP (11/21) stark kurzsichtig.

  • Lieber Philipp!

    Aber ein sehr interessanter Aspekt, mit der Mikropapille. Das werde ich im nächsten Termin auf jeden Fall mit erfragen, inwieweit das möglicherweise bei mir eine Rolle spielen könnte.

    Mit den zwei verschiedenen Terminen, willst Du Dir da gleich eine Zweitmeinung sichern, oder warum hast Du die gemacht?

    Das ist sicher ein wirklich wichtiger Punkt, den es zu klären gibt!

    Dass keiner in die Glaskugel schauen kann, ist einem rational betrachtet natürlich bewusst und dennoch hofft man irgendwie dann doch auf den einen der einem sagt, so und so sieht’s aus und da geht die Reise hin, sodass man sich auf etwas bestimmtes einstellen und damit auch planen kann.

    Dass ist dann jedoch eher den Emotionen aus den Sorgen heraus geschuldet und wenn man es von außen betrachtet weiß man eigentlich schon, dass jetzt eben eine Phase der Ungewissheit folgen wird, auf die man sich in gewisser Weise auch einstellen kann.

    Das ist doch total verständlich! Und wir alle hier kennen diese Emotionen.

    Aber Fragen zur Progression oder zu einem Zustand in x Jahren sind halt einfach nicht zu beantworten, auch wenn wir diese Fragen absolut verstehen können.

    Glaukome können stabilisiert werden durch die heutzutage vielfältigen Therapieoptionen.

    Wenn eine Progression besteht, dann verläuft die wiederum, in der Regel, langsam.

    Ungewissheit ist immer blöd. Man hängt da so in der Luft rum und das einzige, was einem übrig bleibt, ist Geduld aufzubringen. Uff....

    Ich werde in jedem Fall versuchen deinem Rat zu folgen und erstmal den Fokus wieder voll auf das Studium lenken und alles weitere seinen Gang gehen lassen und eben schauen, was dabei rauskommt.

    Du brauchst doch Dein Studium für Deine Zukunft... und Du willst das doch so gut wie möglich machen. Und das kannst Du auch.

    Und das könntest Du übrigens auch mit einem Glaukom.... falls es denn eins ist.


    Liebe Grüße

    Sabine