Liebe Mitbetroffenen,
ich brauch eueren psychologischen Rat, ich drehe nämlich zurzeit richtig durch.
Nein, ich will jetzt nicht über Angst vor Erblinden sprechen, das ist ein anderes Thema, sondern über die Sehstörungen.
Wie gelingt es einem, sie zu ignorieren und sich von denen nicht verrückt zu machen?
Schon seit 3 Monaten habe ich sehr deutliche Gesichtsfeldausfälle und habe dann erhofft,
mit der Zeit sich nach und nach sich damit abzufinden.
Aber nein, es wird mit der Zeit nur schlimmer!
Meine Anpassungsfähigkeit habe ich wohl überschätzt…
Meine Bjerrum-Skotome an beiden Augen betreffen glücklicherweise
nicht den Fixationspunkt, liegen aber knapp oberhalb. Und daraus resultierender
silberner schimmernde Streifen ist so deutlich, so präsent! Der ist zwar nicht
soooo breit und nicht sooo lang, aber von Gefühl her bedeckt er mir die ganze obere Hälfte
der Welt , wie eine silberne Mütze.
Nicht jede Minute merke ich das, besonderes wenn ich in einem spannenden Gespräch oder vor einer schwieriger Aufgebe stehe,
habe ich keine Muße, mich mit dieser Störung auseinanderzusetzen. Doch sobald ich etwas entspannt bin und mir selbst überlassen,
schwirrt das Ding vor Augen und macht mich waaaaahnsinnig!!! Aus Verzweiflung schliesse ich die Augen, aber auch das bringt kein Entkommen
- auch dort leuchtet das Fleck spöttisch gold und grün.
Besondere Dramatik verleiht allem natürlich das Wissen, das dieser Sehnervschaden unwiderruflich ist und mich bis zum Lebensende
begleiten wird.
Nun, man kann von Glück sprechen, das die Skotome oberhalb und nicht unterhalb von Mittelpunkt verlaufen,
sonst hätte ich die Hindernisse beim Laufen zu spät bemerkt, und das Treppenruntersteigen wäre nervig, usw.
Doch ist es ein schwacher Trost…
Ich vermute, die meisten Glaukomis haben Ausfall des peripheren Sehens, was das Leben nicht sooo stark beeinträchtigt (oder täusche ich
mich?) Doch es gibt sicher einige unter euch, die auch Parazentralskotome haben - wie geht ihr damit um?
Ich hätte es so gerne einfacht mit der Hand weggewischt, weggeblinzelt,weggeschrubbt, weggeweint, weggedacht...ach...
Oder es ist nur eine vorübergehende Wut-phase? Nichtakzeptanz-phase u.s.w?
Ich bin für jeden Rat dankbar!
Tatjana