• Hallo liebe Forumsmitglieder!

    Bei meiner Mutter wurde Ende letzten Jahres Glaukom diagnostiziert.
    In den Jahren davor hat sie der Familie ihre Diabetis verschwiegen, ist unregelmäßig zum Arzt gegangen und hat sich lieber Ratschläge bei Heilpraktikern etc. geholt.

    In den letzten Monaten wurde sie erst mehrmals gelasert (ambulant im Klinikum), dann musste sie doch stationär aufgenommen werden. Kurzzeitige Verbesserung - sie ist wieder Auto gefahren. Anfang des Jahres ist es jedoch wieder schlechter geworden. Sie konnte schlagartig (!?) nicht mehr sehen und ist erneut operiert worden. Bis zu diesem Zeitpunkt wurde immer noch nur der Glaukom und nicht die Diabetis behandelt (!).
    Auf meine Initiative hin, wurde ihr dort endlich Insulin gespritzt. Das macht sie jetzt selbstständig zu Hause auch. Eine richtige Schulung diesbezüglich hat sie jedoch noch nicht erhalten.

    Meine Mutter ist total fertig. Sie hofft darauf, dass das Sehvermögen "wieder kommt".
    Ich würde jetzt gerne wissen wie wahrscheinlich das überhaupt ist. Abgestorbene Nerven sind doch unwiederbringlich weg?
    Woher kommt dann das Sehvermögen wieder?
    Machen Ärzte den Patienten solche Hoffnungen oder will meine Mutter die Wahrheit nicht sehen?
    Oder sehe ich die ganze Sache zu Schwarz?

    Und wie kann ich meine Mutter unterstützen?
    Ich suche zur Zeit eine Putzhilfe (ich wohne 100km von meinen Eltern entfernt und bin berufstätig).
    Ich bin der Meinung, dass meine Mutter JETZT eine Diabetisschulung machen sollte - sie will warten bis sie wieder lesen kann...

    Was muss sonst noch organisiert werden?
    Ich habe den Eindruck, dass meine Mutter "beschäftigung" braucht. Sie zählt immer die Dinge auf, die sie nicht mehr machen kann... (Lesen, Rätseln, Fernsehn, Internet, Buchführung...)

  • Hallo Tochter!

    Herzlich willkommen hier im Forum. Und schön, dass Du Deine Mutter unterstützen möchtest.

    Nun, ob das Sehen wieder zurückkommt, kann man so generell nicht sagen.

    Was hat sie für eine Glaukomform? Was ist die Ursache für den Sehverlust? War das hoher Druck? Wenn ja, wie hoch war er? Durch die OP? Welche Op war das?
    Hat sie noch Augentropfen (AT)?
    Was erbrachten ggf. Zusatzuntersuchungen wie HRT, GDx, OCT in Sachen Sehnervenschädigung für Befunde?

    Zerstörte Teile des Sehnervs können nicht wieder ihre Funktion aufnehmen. Heißt also, was weg ist, ist weg.

    Ganz wichtig ist bei Deiner Mutter natürlich, dass der Diabetes vernünftig eingestellt ist. Der Langzeitzucker
    (HbA1c) sollte unter 6,0 sein. Es gibt sehr gute Diabetesschulungen und genau so eine sollte Deine Mutter unbedingt wahrnehmen.
    Schlecht eingestellter Zucker kann die Augen zusätzlich schädigen!!

    Was sonst noch organisiert wird? Dass sie z. B. regelmäßig ihre Augenarzt (AA)-Besuche wahrnimmt und ggf. AT regelmäßig und zuverlässig tropft.

    Für Deine Mutter ist eine Umstellung bei den Dingen, die sich für sie verändern sicher auch nicht leicht. Gib ihr ein bisschen Zeit. Am besten wäre natürlich, wenn sie sich Aufgaben sucht, die ihr Spaß machen und die ihr relativ einfach fallen.

    Liebe Grüße

    Sabine

  • Vielen Dank für die schnelle Antwort.

    Welche Art es genau ist, weiß ich gar nicht. Ich habe meine Mutter mal gefragt, aber Sie sagt immer, dass sie beim Arzt immer so aufgeregt sei, dass sie das gar nicht richtig mitbekommt.
    Das war der Zeitpunkt als ich meinem Vater erklärt habe, dass er jetzt bei jedem Termin dabei sein muss.

    Meine Mutter ist irgendwann auf Drängen zum Augenarzt gegangen, da sie immer über einen "Augenschleier" geklagt hat. Dort wurde ein erhöhter Augendruck von bis zu 60 festgestellt mit direkter Überweisung ins Klinikum. Erst hieß es, dass Cortison (meine Mutter hatte einen Bandscheibenvorfall) die Ursache sein sollte. Da wusste aber noch niemand (auch die Ärzte nicht), dass meine Mutter schon seit Jahren Diabetes hat.

    Zu Beginn wurde getropf und ein Kanal (?) freigelasert. Als das nicht geholfen hat ist operiert worden u.a. auch gelasert. Beide Augen sind betroffen. Danach wurde zum ersten Mal erwähnt, dass die unkontrolliere Diabetis Schuld sein soll. Leider hat sie sich im Klinikum ein Bindehautentzündung eingefangen, weshalb sie auch relativ schnell nach der OP entlassen wurde. Der Augendruck war da unter 10.
    Zwei Wochen später ist sie schon wieder Auto gefahren und dann irgendwann nicht mehr vom Parkplatz weggekommen, weil sie nichts mehr gesehen hat. Beim Arzt wurde dann wieder ein hoher Augendruck (40) festgestellt und erneut operiert und gelasert. Beide Augen sind nun betroffen.

    Das Tropfen übernimmt mein Vater. Er fährt sie auch zu den Augenarztterminen.
    Ich denke mir nur, dass wenn die Ursache nicht bekämpft wird, immer wieder solche "Vorfälle" geschehen können.

    Morgen fahre ich erst mal zu meinen Eltern.
    Vielleicht kann ich meine Mutter ja schon zu irgendwas motivieren...

  • Hallo Tochter,

    Du brauchst ganz viel Geduld mit Deiner Mutter. Es ist immer schwierig, wenn jemand nicht mitmacht oder die Augen vor einer Situation verschließen möchte. So ist sie aber vermutlich erzogen und wir können Dir nur die Daumen drücken, dass sie kooperativ ist, letztlich ist sie aber erwachsen und das ist ganz schwer, wenn man daneben steht. Die Erziehung, die sie genossen hat, gerade als Frau, wird im Alter immer mehr zum Tragen kommen.

    LG

    Jenat

    Ohne Musik wäre alles nichts. (frei nach Mozart)

  • Hallo Tochter!

    Also, dass nun der Diabetes in erster Linie für den hohen Druck verantwortlich sein soll, halte ich für nicht wirklich wahrscheinlich. DAs hat andere Gründe.
    Ein schlecht eingestellter Diabetes hat grundsätzlich Potential das Auge zu schädigen.

    Am besten wäre, wenn Du selbst mal irgendwie einen KH-Bericht haben könntest, dann könntest Du konkretere Angaben machen.

    Cortison kann grundsätzlich einen rapiden Anstieg des Augendruckes verursachen, ja. Manche Menschen reagieren darauf so. Andere wieder nicht.

    Ich sehe bei Deiner Mutter mit solchen Drücken wirklich eine Dringlichkeit, dass eine Therapie gefunden wird, die Deine Mutter, mit Hilfe Deines Vaters, dann auch konsequent anwenden kann.

    Wenn das so beim praktizierenden AA nicht möglich ist, dann wäre noch ein Besuch in einer Uniklinik in einer Glaukomsprechstunde eine Möglichkeit.

    Liebe Grüße

    Sabine

  • Wegen der Beschäftigung, kannst du dich auch an den Blindenverband wenden. (BSVD)
    Die kennen dort Hilfsmittel, z.B. für den PC, die sie sich zum Teil von der KK verschreiben lassen kann.
    Es gibt immer Möglichkeiten.

    Kopf hoch und nach vorne schauen...

    Alles Gute.

  • Hallo Tochter.

    Man nimmt tatsächlich nach aktuellem Stand der Forschung an, dass ein Glaukom durch einen schlecht eingestellten bzw. noch nicht diagnostizierten Diabetes entstehen und begünstigt werden kann.

    Wichtig ist also, dass Dein Vater Deine Mutter sowohl bei der Insulintherapie, als auch bei der Tropftherapie unterstützt, was ich im Übrigen ganz klasse finde. :lachen:

    Zur genaueren Abklärung, ob der Sehverlust lediglich eine vorübergehende Beeinträchtigung infolge des Lasereingriffs (Bei Druck 60 vermutlich enger Kammerwinkel?? und somit ein kleiner Laserschuss in die Regenbogenhaut) ist oder ob der Sehnerv bereits gelitten hat und die Sehbeeinträchtigung irreversibel, also unwiederbringlich ist, begleite Deine Mutter doch bitte zu den Nachsorgeterminen in die Klinik und erfrage dort selbst Ihren Gesundheitszustand, wenn sie dazu zu aufgeregt ist.

    Wichtig wäre auch, dass sie sich euch endlich mehr anvertraut und über ihre Krankheit reden kann, denn soetwas kann auch psychisch sehr schlauchen.

    Viele Grüße und alles Gute für Deine Mutter

  • Danke für die vielen Antworten.
    Ich war, wie geschrieben, am Wochenende bei meinen Eltern.

    Ich befürchte, meine Mutter ist noch nicht soweit mir etwas zu sagen. Ich habe so und andersrum versucht etwas aus ihr heraus zu bringen. Aber sie will einfach (noch) nicht darüber sprechen.

    Morgen hat sie einen Termin beim Diabetologen. Sie möchte die Schulung ja erst machen, wenn sie wieder selbst lesen kann. Ich habe ihr jetzt vorgeschlagen, dass sie die Schulung jetzt mitmacht und wenn die wieder lesen kann nochmal. Schaden kann es ja auf jeden Fall nicht.

    Mein Vater begleitet meine Mutter nun zu allen Arztbesuchen, Tropft und muss natürlich nebenher auch arbeiten. Sicher würde er sie auch beim spritzen etc unterstützen.

    Es fällt mir schwer immer wieder auf meine Mutter einzureden, ohne sie zu verletzen oder zu bevormunden. Ich weiß, dass sie selbst nur aus diesem "Loch" herauskommen kann. Aber ich würde sie gerne dabei unterstützen. Nun habe ich ihr eine Kur oder Reha vorgeschlagen. Sie sagt aber, dass sie sich wo anders nur noch unsicherer und einsamer fühlen wird.

    Ich werde mich bei den Institutionen mal informieren wo ich noch Hilfe bzw. Hilfsmittel für meine Mutter bekommen kann. Bisher besteht ja noch die Hoffnung, dass durch eine Sehhilfe (Augenarzttermin ist in einer Woche), etwas Besserung eintritt.
    Der Augendruck ist seit der letzten OP ja auch nicht mehr angestiegen...

    @ Sabine: Meine Mutter ist, nachdem der hohe Augendruck festgestellt wurde, direkt in die Uniklinik überwiesen worden. Dort ist sie auch beide male operiert worden.

    Vielen lieben dank für eure Unterstützung!

  • Hallo Tochter,

    vielleicht kannst du deinen Vater bitten beim nächsten Augenarzttermin nach einem Arztbrief zu fragen. Eigentlich müsste die Klinik für den Haus-AA einen ausgefertigt haben und in diesem stehen zumindest grundlegende Informationen, welche für den Laien vielleicht nichts aussagen, aber die meisten hier können mit diversen seltsamen Abkürzungen und Zahlen aus solchen Briefen ein wenig was anfangen.
    Es wäre ja schon wichtig zu wissen was genau in der Klinik gemacht wurde und wie die Schäden an den Sehnerven einzuschätzen sind, ob die Sehschwäche deiner Mutter durch die OPs kommt und evtl. wieder besser wird oder ob zuviel geschädigt wurde.
    Nach bestimmten drucksenkenden OPs kommt es häufig vor, dass die Sehkraft sehr eingeschränkt ist für eine gewisse Zeit.

  • Hallo Tochter,

    Ich habe den Thread verfolgt und möchte dir eine Idee der Hilfe an die Hand geben.
    Wenn ich es ricgtig verstanden habe, arbeitet dein Vater. Das bedeutet, das er das Insulin vor der Arbeit spritzt und dann geht... wann immer das auch ist.
    Ich arbeite in der Pflege und würde dir einen abulanten Dienst ans Herz legen. Die kommen 1-2x täglich (oder so wie es deine Eltern baruchen und wollen) und kümmern sich um Blutzucker, Insulin und die AT. Somit wäre dein Vater unter der Woche entlastet. Am WE kann er das ja übernehmen, wenn er will.
    Die Kosten werden von der Krankenkasse getragen. Man braucht nur einen Schein für die Behandlungspflege vom Hausarzt und die Telefonnr von einem ambulanten Dienst eurer Wahl.
    Natürlich kommen Fremde ins Haus, aber ihr wärt auf der sicheren Seite und dein Vater entlastet.

    Nur eine Idee von der Sr Zulu

    PS: ich beantworte gerne weitere Fragen, wenn welche auftauchen sollten.