Gesichtsfeldausfälle und vergrößerter blinder Fleck ohne Befund

  • Hallo liebe Mitglieder,


    ich weiß gar nicht, ob ich mit meinem Problem hier im richtigen Forum bin, aber die Symptome, die ich habe, decken sich weitestgehend mit dem eines Glaukoms. Daher berichte ich einfach mal und hoffe darauf, dass Ihr eure Erkenntnisse und euer Wissen mit mir teilt.


    Hier ein paar Eckdaten von mir.


    Alter: 36

    Geschlecht: Männlich

    Befundbericht:

    • LA 2012: Hornhauttransplantation (DALK) wg. progredienten Keratokonus
    • RA 2012: Cirkuläre Keratotomie wg. progredienten Keratokonus
    • LA + RA 2013: Katarakt-OP (Folgeerscheinung der o.g. OPs. Ich bin zudem Cortison-Responder)
    • 2014 LA + RA: YAG-Kapsulotomie wg. Kapselfibrose (=Nachstar)


    1. Problem

    Seit 2015 sehe ich einen sichelförmigen Schatten im temporalen Gesichtsfeld des linken Auges, der bisher von keinem niedergelassenen Augenarzt oder einer Augenklinik bestätigt werden konnte.


    Die Ärzte vermuteten bislang ein ungünstiges Zusammenspiel zwischen „verkratzter“ Hornhaut, Transplantatnarbe und Intra-Okularlinse.

    Irgendwie machte das bisher auch Sinn, weil der Schatten bei Sonnenlicht größer und bei Dunkelheit kleiner wurde.


    Mittlerweile bin ich mir da nicht mehr so sicher. Da der Schatten immer größer und mein Blick immer tunnelartiger wird.


    2. Problem


    Im Mai dieses Jahres hatte ich während der Arbeit eine plötzliche Sehstörung.


    Ich konnte einfach nicht mehr richtig schauen, nicht mehr fokussieren und ich hatte das Gefühl, als könnten meine Augen kein einheitliches Bild mehr erstellen.


    Nachdem es mir wieder einigermaßen besser ging, habe ich mich wieder an den PC gesetzt und versucht weiterzuarbeiten. Ich merkte dann aber sofort, dass mein linkes Auge einen Teil meiner linken Hand nicht mehr ganz erkennen konnte.


    Meine Augenärztin schickte mich als Notfall ins Johannes-Hospital in Dortmund. Dort hat man mich komplett untersucht, aber ohne einen richtigen Befund.


    Hornhaut in Ordnung, Makula unauffällig, Augeninnendruck zum Zeitpunkt der Messung im Normbereich. Der Sehnervkopf ist exkaviert und tritt schräg in den Augapfel ein, aber das ist normal bei mir (das wusste ich auch schon vorher). Die retinale Nervenfaserdicke sei hingegen in Ordnung.


    Die Perimetrie hat gezeigt, dass der blinde Fleck tatsächlich vergrößert sei, man habe aber keine genaue Erklärung dafür. Es könnte auf hohe Kurzsichtigkeit oder auf negative Dysphotopsien zurückzuführen sein.


    Dabei handelt es sich um ein Phänomen, welches bei frisch operierten Katarakt-Patienten auftritt. Ein sichelförmiger Schatten zeichnet sich im temporalen Gesichtsfeld ab, welcher aber oftmals nach 6 bis 12 Monaten von allein verschwindet.


    Klang plausibel, bloß dass bei mir der umgekehrte Fall vorliegt. Bei mir ist der Schatten viel später aufgetaucht und ist seitdem auch nicht mehr verschwunden.

    Jedenfalls liege bei mir keine Pathologie vor, so die Ärzte im Johannes-Hospital.


    Ich holte mir eine zweite Meinung bei der Uniklinik Köln ein, wo auch viele Untersuchungen gemacht wurden (OCT Papille, OCT Makula, Pentacam der Hornhaut, Funduskopie, Perimetrie, „normale Fotos“ geschossen).


    Die Perimetrie hat auch hier gezeigt, dass ich Gesichtsfeldausfälle habe, aber der Sehnerv und die Makula seien in Ordnung.


    Es wurde eine Fluoreszenzangiographie empfohlen, um zu prüfen, ob ich Löcher in der Netzhaut habe. Mehr konnte man mir dort nicht sagen. Die Untersuchung steht noch an.


    Lange Rede kurzer Sinn, der blinde Fleck ist geblieben. Er ist sogar so groß, dass entgegenkommende Personen, Fahrradfahrer oder Autos darin ganz verschwinden. Rechts ist er viel kleiner bzw. kaum ausfindig zu machen.


    Allgemein ist meine Sicht beim linken Auge seitdem sehr schlecht geworden. Sie ist schwächer, instabiler, unzuverlässiger und tunnelartiger geworden.


    Ich könnte hier jetzt noch von weiteren Symptomen sprechen, aber ich denke, das sorgt nur für Unübersichtlichkeit und ist nicht zielführend.


    Weiteres Vorgehen

    Ich lasse mich derzeit neurologisch untersuchen. Ein VEP hat gezeigt, dass Lichtreize vermindert wahrgenommen werden, aber ein MRT der Sehnervbahn hat wiederum nichts zutage gefördert.


    Ich werde demnächst zur Augenklinik Petrisberg in Trier fahren, um dort einen Katarakt-Spezialisten zu treffen und mehr über die negativen Dysphotopsien zu erfahren. Vielleicht habe ich bisher an der falschen Stelle gesucht.


    Gleichzeitig werde ich auch in die nächste Glaukomsprechstunde gehen. Ganz koscher ist mir das Ganze nämlich nicht.



    Fragen

    Hat jemand evtl. ähnliche Erfahrungen gemacht? Steht am Anfang eines Glaukoms oftmals so ein komischer Verlauf mit vielen Symptomen, aber ohne Befund?


    Fakt ist, dass ich nicht mehr richtig gucken kann. Ich weiß, dass etwas im Argen liegt und das hat nun wirklich starken Einfluss auf meinen Alltag.


    Für eure Antworten wäre ich euch sehr dankbar.


    Viele Grüße!

  • Hallo Leute,


    ich wollte mal ein Update geben, da ich meinen Besuch in der Augenklinik Petrisberg hinter mich gebracht habe.


    Ich bin recht froh darüber, dass ich mich dort hinbegeben habe, da ich nun einen klaren Befund erhalten habe. Außerdem hat man mir dort sehr professionell und geduldig alle Fragen beantwortet, die ich mitgebracht habe. Und das waren so einige ;)


    Der sichelförmige Schatten im temporalen Gesichtsfeld ist wohl tatsächlich eine sog. negative Dysphotopsie. Der Grund, warum ich sie erst spät bekommen habe, liegt wohl darin, dass mein Gehirn diese für längere Zeit ausgeblendet hat. Zudem ist sie wohl auch tatsächlich eine Spätfolge all meiner OPs. Sie kann wieder verschwinden, jedoch gibt es dafür keine Garantie.


    Was den vergrößerten blinden Fleck anbelangt, so ist dieser auf den schrägen Sehnerveintritt zurückzuführen. Dieser würde für Abbildungsfehler sorgen.


    Außerdem werde die verstärkte Wahrnehmung des blinden Flecks auch durch den Dioptrienunterschied zwischen beiden Augen begünstigt. Ich kann mich nicht mehr an den Begriff erinnern, den der Arzt verwendete. Er sagte so etwas wie "Anialkologie" (?). Anisometropie sagte er auf jeden Fall nicht.


    Und sobald man den blinden Fleck erst einmal entdeckt hat, konzentriert man sich zu sehr darauf. Daher versuche ich ihn nicht mehr zu lokalisieren. Ich habe dies ununterbrochen gemacht, weil ich Angst hatte, dass es sich um einen glaukombedingten Gesichstfeldausfall handelte, der größer werden könnte.


    Ich bin, wie gesagt, sehr froh darüber endlich eine Diagnose zu haben, aber leider kann man in der Sache nicht viel tun. Eine OP gegen diese Phänomene sei nicht anzuraten bzw. es gibt auch keine adäquate Maßnahme dagegen. Ich will auch keine OP. Davon hatte ich schon zu viele. Mir bleibt nichts anderes übrig, als mit dieser Sache klar zu kommen.


    In Zukunft soll ich mich engmaschig bzgl. des grünen Stars untersuchen lassen, da ich aufgrund meiner Vorgeschichte leider zur Risikogruppe gehöre. Zum jetzigen Zeitpunkt besteht aber kein Verdacht auf Glaukom.


    Ich hoffe, ich konnte einen Teil zur Wissenssammlung beitragen und Ratsuchenden, die ähnliche Probleme haben, einen kleinen Anhaltspunkt liefern.


    Ich wünsche euch allen weiterhin viel Gesundheit!


    Beste Grüße

    Franz_Ferdinand

  • Danke für deine ausführliche Berichterstattung, Franz-Ferdinand!


    Dass man nichts tun kann und es evtl. so bleibt ist nicht ideal, aber was du schreibst in meinen Augen trotzdem beruhigend. Ich denke, du kannst gut damit leben und dich daran gewöhnen. Vermutlich werden die Schatten und Flecken im Gesichtsfeld ja nicht größer, sondern mit etwas Glück sogar zurückgehen.


    Ich habe nach meiner Katarakt-OP auch einen merkwürdigen Bogen gesehen, aber nach etwa einem Monat ist das verschwunden.

    Glaukom mit Gesichtsfeldausfällen, Trabekulotomie an beiden Augen (04/11 + 08/11), vor Katarakt-OP (11/21) stark kurzsichtig.

  • Hallo DieDa,


    vielen Dank für deine Nachricht.


    Ja, ideal ist das keineswegs. Ich hoffe auch, dass das Ganze stagniert. Habe heute auch nochmal mit meiner AÄ über den Befund gesprochen. Eine Lösung hat sie leider auch nicht. Wir beobachten es erstmal weiter.


    Ich habe jetzt erstmal alles getan, was ich tun konnte, und versuche mich wieder auf meinen Alltag zu konzentrieren.


    Ich wünsche dir einen schönen Abend.


    Viele Grüße!


    P.S.: Der Begriff, der mir entfallen war, lautete Aniseikonie. Hier der Wiki-Eintrag: wikipedia.org/wiki/Aniseikonie

    Einmal editiert, zuletzt von Sabine () aus folgendem Grund: Wir dürfen leider hier nicht zu Wikipedia verlinken, deshalb Link entfernt

  • Hallo Franz_Ferdinand!


    Zumindest hast Du jetzt eine Erklärung und eine Erklärung zu haben beruhigt doch schon mal ein gutes Stück.


    Ich bin, wie gesagt, sehr froh darüber endlich eine Diagnose zu haben, aber leider kann man in der Sache nicht viel tun. Eine OP gegen diese Phänomene sei nicht anzuraten bzw. es gibt auch keine adäquate Maßnahme dagegen. Ich will auch keine OP. Davon hatte ich schon zu viele. Mir bleibt nichts anderes übrig, als mit dieser Sache klar zu kommen.

    Das ist sicher nicht ganz einfach, aber vielleicht kannst Du das mit der Erklärung im Kopf nun wirklich schaffen. Ich wünsche es Dir!


    Viele Grüße

    Sabine