Xalatan und Schnarchen

  • Hallo zusammen,

    seit ca. 3 Jahren ist bei mir in einem sehr frühen Stadium ein Niederdruck-Glaukom diagnostiziert worden. Seit dem tropfe ich regelmäßig Xalatan. Vor gut einem Jahr begann ich in der Nacht heftig zu schnarchen und stellte eine permanente aber leichte Verstopfung der Nasennebenhöhlen fest. Es wurde ein CT angefertigt, nix Schlimmes, sagte die HNO-Ärztin aber das Schnarchen ging weiter. Irgendwann kam mir der Verdacht, dass es mit dem Xalatan zusammen hängen könnte. Die Apothekerin überprüfre die Wirkstoffe und bestätigte, dass ein Anschwellen der Nasennebenhöhlen möglich ist.
    Meine Frage ist, ob es hierzu bei anderen Patienten vergleichbare Erfahrungen gibt und welche anderen Tropfen diese Nebenwirkung nicht haben.
    Über Antwort freut sich, dankt und grüßt
    Zettel

  • Hallo Zettel,

    du hast ja eine pfiffige Apothekerin.

    Bei einer Nasennebelhöhlenentzünding z.B. werden körpereigene Prostaglandine freigesetzt und verursachen Rötungen und Schwellungen.

    Xalatan hat den Wirkstoff Lantanoprost aus der Wirkstoffgruppe der Prostaglandinanaloga. Ich habe bisher kein Xalatan getropft, mir ist aber nicht bekannt, dass Lantanoprost die Nasenschleimhaut anschwellen lässt. Auch in der Fachinformation zu Xalatan habe ich nichts hierzu gefunden.
    Xalatan ist ja konserviert mit Benzalkoniumchlorid als Konservierungsmittel. Auch wenn man Benzalkoniumchlorid zunächst durchaus verträgt, können mit der Zeit Nebenwirkungen auftreten, ggf. auch deine Schwellungen.

    Um das auszutesten, bitte doch deinen AA andere Augentropfen zu verordnen. Z.B. Carboanhydrasehemmer wie Trusopt, oder wenn die Drucksenkung höher sein soll das Kombipräparat Cosopt. Carboanhydrasehemmer sind sowieso beim NDG die besseren Medikamente, da sie neben der Verminderung der Kammerwasserproduktion auch die Augendurchblutung verbessern, was ja beim NDG genauso wichtig ist. Xalatan sorgt nur für einen verbesserten Kammerwasserabfluß. Erst wenn Carboanhydrasehemmer zur Drucksenkung nicht mehr ausreichen, tropft man AT aus anderen Wirkstoffgruppen zu.

    Versuche es zuerst mit Trusopt. Es hat den gleichen Konservierungsstoff wie Xalatan. Wenn du es verträgst und das Schnarchen zurückgeht, war es Lantanoprost. Falls sich nicht ändert, kannst du Trusopt S (ohne Konservierung) versuchen.

    Falls auch das nicht hilft, hat dein Schnarchen nichts mit den Augentropfen zu tun. Es muss einen anderen Grund haben. Lass dich dann auch mal auf Schlafapnoe testen. Ein Vorcheck macht der HNO- oder auch Lungenfacharzt mit einen Gerät, dass dir über Nacht angelegt wird.
    Schlafapnoe führt durch die Atemaussetzer zu Minderdurchblutungen und damit zur Verschlechterung der Sauerstoffversorgung von Sehnerv und Retina. Sie sind beim NDG ein zusätzlicher Risikofaktor.

    Nehm dein frühes NDG nicht auf die leichte Schulter. Je früher umfassend behandelt, umso besser. Die Augendrucksenkung ist beim NDG nicht einmal die halbe Miete. Die internistische Komponente ist viel schwieriger zu behandeln.

    Zur Information rate ich dir, das Buch 'Glaukom' von Josef Flammer zu lesen. Kostet ca. 17 €. Prof. Flammer aus der Uniaugenklinik Basel ist europaweit, wenn nicht sogar weltweit, die Nr. 1 beim NDG. In diesem Buch sind auch weitergehende Therapien und Ernährungsempfehlungen beschrieben.

    Ich rate dir auch, dich in einer Augenklinik mit Erfahrung beim NDG vorzustellen. Es gibt hiervon nur sehr wenige. In Deutschland die Augenklinik Mülheim/Ruhr, OÄ Dr. Heinrich, die Uniaugen Marburg, Frau Prof. Strempel und die Uniaugenklinik Dresden mit Prof. Pillunat sowie kurz über die Grenze in Basel bei Prof. Flammer.


    Viele Grüße
    Sofia

  • Fachinformation zu Xalatan = Latanoprost:

    http://www.pharmazie.com/graphic/A/19/1-22019.pdf

    Fachinformation zu Trusopt = Dorzolamid = Carboanhydrasehemmer

    http://www.pharmazie.com/graphic/A/24/1-21324.pdf

    @ Sofia: Wo steht eigentlich, dass die Durchblutung gefördert wird? Ich habe das noch nie in einer Studie gelesen, dass die Sauerstoffsättigung durch Dorzolamid erhöht wird. Hast Du eine Quelle oder kannst das chemisch mir so erläutern, dass ich das verstehe.

    Danke

    Jenat

    Ohne Musik wäre alles nichts. (frei nach Mozart)

  • Hallo Jenat,

    es steht in Flammers 'Glaukom'

    Ich zitiere mal:
    'Es gibt viele Hinweise dafür, dass Dorzolamid (ähnlich wie übrigens auch das Acetolamid) die Augendurchblutung verbessert. Es wird deswegen vor allem bei Patienten eingesetzt, bei denen die Durchblutung vermindert ist.'

    In Basel hat man mir deshalb auch gesagt, Trusopt, oder, wenn eine stärkere Drucksenkung erforderlich, Cosopt seien Ihr Mittel der Wahl bei NDG.

    Studien hierzu kenne ich nicht, aber wenn Flammer das sagt, ist garantiert etwas daran.


    Viele Grüße
    Sofia

  • Hallo zusammen,
    schon vor dem Jahr 2000, als die Carboanhydrasehemmer in Kombination mit Betablockern auf den Markt kamen, wurde berichtet, dass diese eine positive Wirkung auf die Durchblutung im Sehnervkopf haben sollen, weil bessere Versorgung mit Nährstoffen und Sauerstoff. Carbos sollen feinste Äderchen in der Netzhaut erweitern, sodass Blut leichter in die Blutgefäße des Auges fließen kann. Sogar Verbesserungen bei Gesichtsfelduntersuchungen wurden festgestellt.

    Neben Trusopt / Cosopt (Dorzolamid) gehören auch Azopt / Azarga (Brinzolamid) zu den durchblutungsfördernden Carboanhydrasehemmern. Persönlich muss ich sagen, dass mir Brinzolamid früher bekannt war als durchblutungsförderndes Augentropfmedikament als Dorzolamid. Zudem ist mir bekannt, dass Azopt, welches diese milchige Flüssigkeit hat, nicht so im Auge brennt.

    Vielleicht findet sich dazu in der Flammerstudie von 2000 etwas, Titel: Pharmacotherapy in glaucoma.

    Ansonsten Wirkweise Carboanhydrase s. Link unten.

    Gruß, Helga. :sunshine:

    http://www.pharmazeutische-zeitung.de/index.php?id=30696

    Selbsthilfegruppe Glaukom Dortmund

  • Hallo Zettel,
    von einigen Patienten aus Selbsthilfegruppen wurde mir berichtet, dass bei ihnen nach Gabe dieser Ats eine verstärkte Schleimproduktion sowie damit verbunden Luftnot im Liegen in der Nacht auftrat, sodass sie auf ein anderes Präparat umgestellt wurden.

    Kann mir durchaus vorstellen, dass in Verbindung mit Schleimhautschwellungen verursacht durch die Medis Schnarchen hervorgerufen werden kann. Es wäre auszuprobieren, ob dies bei einem anderen Präparat nicht auftritt. Vielleicht ist es auch nur Zufall. Beobachten würde ich dies auf alle Fälle und weiter mit dem Arzt besprechen.
    Recht viele Glaukompatienten leiden unter Gabe von drucksenkenden Tropfen unter trockenen Nasen/Rachenschleimhäuten, was sicher auch zum Schnarchen beitragen kann.

    Gruß, Helga.

    Selbsthilfegruppe Glaukom Dortmund

  • Danke Helga,

    ich hab den Artikel gerade überflogen. Sehr interessant, ich werde ihn mal in Ruhe studieren.

    Brizolamid/Azopt waren meine ersten Augentropfen. Es gibt sie ja nur konserviert und ich hatte nach einiger Zeit große Probleme mit dem Benzalkoniumchlorid. Zuerst Brennen, was mit der Zeit stärker wurde, später kam eine Keratitis dazu. Das normale Cosopt hat ja den gleichen Konservierungsstoff. Ich habe es erst garnicht probiert. Mit Cosopt S komme ich prima zurecht, keinerlei Brennen etc. Also hat bei mir nicht der Wirkstoff die Augenprobleme verursacht, es war das Konservierungsmittel.

    Es kann bei anderen Personen durchaus anders aussehen, ausprobieren muss man es zusammen mit seinem AA selbst.


    Viele Grüße
    Sofia

  • Hallo Ihr Lieben,

    auch mir wurde vor ein paar Jahren von Prof.Pfeiffer (Uni-Augenklinik Mainz) mitgeteilt, dass Azopt die Durchblutung des Sehnervenkopfes verbessert.
    Auch wenn es bei mir den Druck bisher nicht so toll senkt, soll ich es deshalb weiternehmen, weil mein Befund unter Azopt bisher immer soweit stabil gehalten werden konnte.

    Eure Tanilein

  • Hallo zusammen,

    seit ca. 3 Jahren ist bei mir in einem sehr frühen Stadium ein Niederdruck-Glaukom diagnostiziert worden. Seit dem tropfe ich regelmäßig Xalatan. Vor gut einem Jahr begann ich in der Nacht heftig zu schnarchen und stellte eine permanente aber leichte Verstopfung der Nasennebenhöhlen fest.
    Meine Frage ist, ob es hierzu bei anderen Patienten vergleichbare Erfahrungen gibt und welche anderen Tropfen diese Nebenwirkung nicht haben.
    Über Antwort freut sich, dankt und grüßt
    Zettel

    Hallo Zettel,
    Ich kann das jetzt bestätigen, nach dem dein Hinweis kam. Ich habe es nie auf Xalatan zurückgeführt .Ich nehme 2x Azarga und abends Xalatan. Das Glaucom habe ich ein paar Jahre, das Xalatan nehme ich jetzt ca. 2 Jahre dazu (Vorher Lumigan.)
    Die Tendenz zur verstopften Nase hatte ich aber auch bei den anderen Tropfen :keineAhnung: Wir haben damals den Teppichboden im SZ in Korkparkett ausgetauscht, danach war es besser.Unter Xalatan stelle ich oft nachts einen trocken Rachen fest.

    Hallo Zettel,
    von einigen Patienten aus Selbsthilfegruppen wurde mir berichtet, dass bei ihnen nach Gabe dieser Ats eine verstärkte Schleimproduktion sowie damit verbunden Luftnot im Liegen in der Nacht auftrat, sodass sie auf ein anderes Präparat umgestellt wurden.
    Kann mir durchaus vorstellen, dass in Verbindung mit Schleimhautschwellungen verursacht durch die Medis Schnarchen hervorgerufen werden kann. Es wäre auszuprobieren, ob dies bei einem anderen Präparat nicht auftritt. Vielleicht ist es auch nur Zufall. Beobachten würde ich dies auf alle Fälle und weiter mit dem Arzt besprechen.
    Recht viele Glaukompatienten leiden unter Gabe von drucksenkenden Tropfen unter trockenen Nasen/Rachenschleimhäuten, was sicher auch zum Schnarchen beitragen kann.

    Gruß, Helga.

    Helga und All Danke für die Hinweise. Da wäre ich nie drauf gekommen. Wie gut,dass es das FORUM gibt !! :lachen:
    Das heisst auch für mich beim nächsten Termin bei meiner AÄ neue Tropfen testen. Ich kann mir jetzt sehr gut vorstellen, dass da ein Zusammenhang besteht.
    LG
    Lolle