Hallo Claire,
auch ich bin natürlich nur Laie, wie wir alle hier!
Aber mir scheinen Deine OCTs doch auffällig.
Es sind 2 unterschiedliche Geräte am Werk gewesen, die natürlich verschieden funktionieren und verschiedene Datenbanken mit Normwerten im Hintergrund haben.
Merkwürdig scheint mir zunächst, dass beide unterschiedlich große Papillenflächen ausweisen und dementsprechend natürlich die CDR-Werte verschieden sind.
Anatomisch ist die Papillengröße nun mal wie sie ist! Die Unterschiede zwischen diesen Geräten haben möglicherweise mit anatomischen Besonderheiten zu tun, die es den Geräten erschweren, die Sehnerven korrekt darzustellen.
War da mal von irgend etwas die Rede - z.B. schräger Sehnerveneintritt. Irgendwie scheinen mir die Fundusphotos in die Richtung zu weisen.
Das ist nichts Schlimmes, könnte aber die Diagnostik erschweren. - Also nachfragen, das wäre mein Rat!
Dennoch, beide Geräte sind sich einig, dass Du große, und folglich glaukomverdächtige Exkavationen hast. Und sie weisen logischerweise verdächtig hohe CDR-Werte aus. Auch wenn diese natürlich, entsprechend den unterschiedlichen Papillenflächen, mehr oder weniger dramatisch wirken!
Zum Verständnis:
Die Papillenfläche besteht (vereinfacht gesagt) aus neuroretinalem Randsaum und Exkavation.
Jede Papille hat eine natürliche Exkavation, mit zunehmender glaukomatöser Schädigung aber wird diese größer und der neuroretinale Randsaum kleiner.
Das Verhältnis zwischen Exkavation und Gesamtfläche der Papille gibt der (bzw. die) CDR-Wert(e) wieder.
So als Richtmaß ist ein CDR-Wert bis 0,3 bei einer normalgroßen Papille, wie der Deinen, unverdächtig!
Größere Exkavationen nähren auf jeden Fall den Verdacht einer glaukomatösen Schädigung!
Sehen kannst Du das anhand der grauen Flächen in der Papille jeweils in der Dickendarstellung und anhand des Graphen, der die Dicke des neuroretinalen Randsaums wiedergibt (OCT 2), Dieser ist bei Dir doch deutlich vermindert.
Inwieweit diese Exkvationen noch physiologischer Natur sein können, also angeboren, und nicht aufgrund einer glaukomatösen Schädigung entstanden, das ist die Frage!
Einig sind sich beide Geräte, dass bei Dir die Dicke der Nervenfaserschicht inferior reduziert ist.
Auch hier zum Verständnis:
Neben Größe der Papille, Exkavation, Randsaum etc misst das OCT die Dicke der Nervenfaserschicht (RNFL) in einem bestimmten Radius rund um die Papille.
Deine RNFL-Werte findest Du auf den Ausdrucken sowohl unterschiedlich grafisch aufbereitet als auch in Zahlen dargestellt.
Dabei werden die bei Dir gemessenen RNFL-Werte nach dem Ampelprinzip klassifiziert in grün=normal, gelb=grenzwertig und rot=außerhalb normaler Grenzen.
Diese Einordnung basiert auf dem Vergleich Deiner Werte mit denen "gesunder" Menschen (unterschieden nach Alter, Geschlecht, Ethnie, Refraktion etc.). Deren Werte hat das Gerät in einer sogenannten Normdatenbank gespeichert.
Wie Du nun auf Deinen Ausdrucken sehen kannst, gibt es bei Dir Bereiche, die gelb (grenzwertig) und rot markiert sind. Es gibt da aber auch weiß markierte Bereiche, wo die RNFL dicker ist als die der Vergleichsgruppen.
Die Verdünnung der Nervenfaserschicht in einigen Bereichen ist auf aber auf jeden Fall auffällig!
Auffällig ist dabei auch (im guten Sinne) die Symmetrie zwischen beiden Augen!
Das ist nun aber ein erstes OCT, und folglich gibt es keinen Vergleich mit früheren Werten. Damit lässt sich schwer sagen - und für einen Laien schon gar nicht - ob das nun einfach die ganz individuelle Konfiguration Deiner Sehnerven ist oder der Beginn einer glaukomatösen Schädigung.
Letztlich kann man das nur im Verlauf sehen, also durch Folgemessungen und augenärztliche Untersuchungen. Denn diese Art der Bildgebung muss immer im Zusammenhang der gesamten Diagnostik bewertet werden!
Insofern ist es gut, dass Du nun zeitnah einen Termin in der Uniklinik hast zur Abklärung!
Und ich wünsche Dir sehr, dass Du dort eine eindeutige Ansage bekommst!
Da bist Du ja schon bald. Die Frage: tropfen oder nicht, wirst Du bis dahin zurückstellen können.
Wobei natürlich bei Dir aufgrund der familiären Belastung ein Risikofaktor gegeben ist, den Du immer im Hinterkopf behalten solltest.
Falls Du noch Fragen hast melde Dich einfach!
Ansonsten alles Gute und liebe Grüße
Chanceline