Wirksamkeit von Ginkgo

  • Hallo Herr Doktor,

    Frau Prof. Strempel empfiehlt in ihrem Buch "Keine Angst vor grünem Star" (2006) die Einnahme von Ginkgo biloba Produkten.

    Aus einem Gespräch mit meinem Hausarzt ist allerdings hervorgegangen, dass die Wirksamkeit in Bezug auf die verbesserte Durchblutung noch nicht eindeutig geklärt ist und man deshalb etwas kritischer an die Sache rangehen sollte.

    Wie ist Ihre Meinung zu dem Thema?

    Ich danke Ihnen herzlich und freue mich auf Ihre Antwort!

    Viele Grüße,
    Florian

  • Hallo Florian!

    Diesen Präparaten wird allgemein eine Durchblutungsfördernde Wirkung nachgesagt, harte wissenschaftliche Studienergebnisse gibt es allerdings nicht. Ich setze diese Präparate deshalb nicht ein. Sinnvoll ist ihre Gabe aber nur im Frühstadium, denn wenn erst Sehnervenfasern verloren gegangen sind, hilft auch eine verbesserte Durchblutung nicht mehr.
    Wenn Sie alles tun wollen, so sollten Sie die Gingko Präpararte einnehmen, eine gesicherte Wirkung ist m. E. nicht zu erwarten.

    Mit vielen Grüßen

    H. Bernsmeier

  • Sehr geehrter Herr Dr. Bernsmeier

    sprechen Sie jetzt grundsätzlich gegen Ginkgo oder nur aus
    Unwiseen über die tatsächlichen Ergebnisse ?

    Ich nehme Tebonin nun seit gestern wissentlich der Tatsache die
    Herr Dr. Grieshaber in seinem Vortrag am 4.11. auf dem Glaukomtag
    in Dortmund preisgab und dessen erwiesenen Studien.

    Vielleicht liege ich falsch, aber ich glaube es nicht !

    Mich würde mal Ihre heutige Meinung interessieren !

    LG B.H.

  • Hallo Bernd!

    Glaukom ist eine sehr komplexe Erkrankung des Auges mit typischen funktionellen Ausfällen im Gesichtsfeld, die bis zur ERblindung gehen. Diese Gesichtsfeldveränderungen sind verbunden mit typischen organischen Veränderungen des Sehnervkopfes ( Papilla nervi optici) durch almählichen Verlust der Sehnervenfasern, die mit verschiedenen Methoden nachweisbar und auch messbar sind. Dazu kommt die zunehmende Vertiefung des Sehnervengrundes mit Verlagerung dieser so genannten Lamina cribrosa nach aussen hinter das Auge. Das ist die auch messbare Excavation. Moderne Diagnostik beinhaltet sowohl die Messung der Nervenfaserschicht wie auch der Excavation.

    Erkrankungen im Sehnervenkopf, die nur durch eine schlechte Durchblutung hervorgerufen werden, machen zwar auch einen Nervenfaserschwund und eine Atrophie des Gewebes, nie eine Excavation wie beim Glaukom.

    Beim Normaldruckglaukom finden sich die gleichen Papillenbefunde wie beim üblichen Gaukom, eine Senkung des "normalen Druckes" auf sehr niedrige Werte verhinder oder verzögert den Sehnervenfaserschwund.

    Es lässt sich daraus schliessen, das die Druckerhöhung bzw das Verhältnis von Durchblutungsdruck, der von Blutdruck und Gefäßwiderstand abhängt, und Augeninnendruck ein entscheidender Faktor in der Entstehung der Sehnervenschädigung ist.

    Aus Untersuchungen des Sehnerven ist bekannt, daß es zu einem Verlust von kleinen Gefäßen in der Papille beim Glaukom kommt und somit zu einer Minderversorgung des Gewebes in der Papille mit Absterben des Gewebes.

    Andere Aspekte der Nervenschädigung sind sicher genetische Disposition und auch Alterung des Netzhautgefäße, die zu einer Schädigung der Sehnervenganglienzellen führen können.

    Der Wirkstoff es Gingko biloba soll meines Wissens in den Zellen die Mtiochondrienaktivität erhöhen und die Zelle mit mehr energiereichen Phosphaten versorgen. Es findet also keine bessere Durchblutung, sondern die schlechtere Durchblutung wird duch eine höhere Stoffwechselaktivität kompensiert. Dies ist natürlich nur in begrenztem Umfange möglich, so daß sich aus diesem Grund die sehr variablen Untersuchungsbefunde erklären lassen. Deshalb wirkt die Substanz bei funktionellen Hirnleistungstörungen auch besser als bei Erkrankungen auf organischer Basis, zu denen auch das Glaukom gehört, siehe oben. Denn nicht durchblutete Gefässe werden nicht wieder geöffnet, der Ausfall ist schon nach kurzer Zeit ( Minuten ) unwiederrufbar.

    Ich kenne die Studien von Herrn Dr. Greishaber nicht, solange sie aber nicht grundsätzliche neue Erkenntnisse zur organischen Pathogenese des Glaukoms darstellen, denke ich , daß ich meine Vorstellungen über die Entstehung und Behandlung des Glaukoms nicht ändern muss; ich lasse mich aber gerne von besseren neuen Erkenntnissen überzeugen.

    Mit besten Grüßen

    Ihr
    H. Bernsmeier

  • Hallo Hr.Dr. Bernsmeier,

    danke Ihnen für den sehr ausführlichen und gut rüber
    gebrachten Bericht.

    Ich werde dennoch dieses Medikament Tebonin intens 120mg
    d.h. 1 Filmtablette täglich und 1 Tabl. Magnesium auch täglich
    weiterhin einnehmen. Mal sehen wie es über einen längeren
    Zeitraum wirkt. Schaden denke ich, kann es in keinem Fall, falls
    auch nicht bei Glaukom...hat es doch andere gute Eigenschaften.

    Berichten kann ich darüber aber spätestens wieder in 1 Jahr.

    Bis dahin nochmals danke für Ihre Ausführungen.

    Mit besten Grüßen
    Bernd

    Einmal editiert, zuletzt von Bernd (13. November 2006 um 17:53)