Guten Tag.
Grundsätzlich scheint Ihr Glaukom derzeit noch nicht sehr schlimm zu sein. Druck 20 unter Therapie, schöner Sehnerv und natürlich noch keine Gesichtsfeldausfälle: da kann man bei einem isolierten Offenwinkelglaukom noch zuwarten, und sollte derzeit keine Trabekulektomie (TE) oder gar eine CPC durchführen.
Wenn die Engwinkelkomponente sich mit gelegentlichen, deutlichen Druckspitzen bemerkbar macht, kann es jedoch sinnvoll sein, diese Engwinkelkomponente isoliert zu bessern.
1. OWG mit Engwinkelkomponente
Grundsätzlich ist also bei einer Engwinkelkomponente eine Beseitigung der Winkelblock-Neigung keine schlechte Idee. Vor allem, wenn der Augendruck bei Pupillenerweiterung ansteigt, empfiehlt sich eine Iridotomie (mit Laser) oder Iridektomie (mit einer kleinen Operation). Hierbei wird ein sehr kleines Loch (Durchmesser 0,2 - 0,5 mm) in die Iris gemacht, wodurch der Pupillarblock vom Kammerwasser umgangen wird. Das kleine Loch wird bei ca, "12 Uhr" in der Irisbasis geschaffen, also ganz oben, wo die Öffnung stets vom Oberlid bedeckt ist. Dann hat man auch keine Blendungsprobleme zu fürchten.
Bei der Laseriridotomie wird das Irisgewebe "zerstäubt", und die Krümel "verstopfen" ein bisschen das Trabekelmaschenwerk. Normalerweise, d.h. bei normalem oder nur gering erhöhtem Augendruck, reicht der trabekuläre Abfluß dennoch aus, und der Augendruck steigt nach der Iridotomie allenfalls unwesentlich und vorübergehend an. Bei der chirurgischen Iridektomie wird das Gewege unter Betäubung mit einer kleinen Schere ausgeschnitten (ein ca. 0,5 mm großes Löchlein), und das entfernte Irisgewebe wird aus dem Auge entfernt. Hierbei ist eine Augendruckerhöhung durch die Iriskrümel (Debris) im Trabekelwerk nicht zu erwarten. Daher wird die Iridektomie bei bereits stark vorgeschädigtem Trabekelwerk bevorzugt.
Falls beim Provokationsversuch mit Pupillenerweiterung kein Druckanstieg erfolgt, kann der Kammerwinkel auch vermessen werden, beispielsweise mit einer Pentacam(R) oder einem OCT. Bei nachgewiesen sehr engem Kammerwinkel oder bei Druckspitzen in Pupillenerweiterung empfehlen wir eine prophylaktische Iridotomie (IT) bzw. Iridektomie (IE).
Beachtet werden sollte auch, dass die Neigung (Disposition) zum Winkelblock bei Patientn mit engm Kammerwinkel mit zunehmendem Alter ansteigt, weil sich unsere Augenlinse immer dicker wird und somit die Iris immer mehr vorwölbt. Bei Disposition würde ich mit einer IT/IE nicht bis zum Glaukomanfall warten, weil die Éingriffe wesentlich harmloser sind als ein Glaukomanfall.
2. CIGTS: wenn Tropfen überlegen sind, warum gibt es Glaukom-OPs?
Mit der CIGTS sollte folgende Frage beantwortet werden: ist bei einem frisch diagnostizierten Glaukom die sofortige Frühoperation langfristig besser als eine zunächst jahrelange Tropftherapie mit OP erst im Spätstadium der Erkrankung? Hierzu wurden je rund 300 Patienten mit neu diagnostiziertem Glaukom entweder sofort operiert (und bei weiterhin hohem Druck mit Tropfen behandelt) oder erst nur mit Tropfen behandelt und bei Therapieversagen doch operiert. Nach 5 Jahren Nachbeobachtung fand man heraus, dass die Sehfähigkeit, die Gesichtsfeldschäden und die Patientenzufriedenheit in beiden Gruppen etwa vergleichbar waren.
Weil also die Früh-OP nicht eindeutig überlegen war, wird derzeit die Mehrzahl der Glaukompatienten nicht gleich nach Diagnosestellung operiert, sondern erst einmal mit Tropfen behandelt. Wenn die maximal verträgliche Tropfbehandlung aber nicht mehr hilft, MUSS man natürlich operieren, wenn man die Erblindung vermeiden will (so wurde es auch in der "Tropftherapiegruppe der CIGTS gehandhabt). Die OP kann den Druck nämlich viel drastischer senken als die Tropftherapie. Die Nebenwirkungen und Risiken muss man bei einem medikamtentös nicht regulierbaren Glaukom in Kauf nehmen. Glaukom-OPs sind daher keinesfalls überflüssig. Auch sollte eine notwendige OP nicht so lange herausgezögert werden, bis das Gesichtsfeld schon ganz schlecht ist. Wie stets beim Glaukom ist die Befundkonstellation des Einzelfalls entscheidend für die Vorgehensweise. Alle Tropfen absetzen, und erst bei fortschreitenden Sehnervenschäden oder nach dem ersten Glaukomanfall erneut zu behandeln bedeutet, definitiv einen Gewebeschaden des Sehnerven zu erleiden. Dies ist kein sehr emfehlenswerter Ansatz. Prophylaxe und Erhaltung der Gesundheit, vielleicht auch mit einer sehr wenig riskanten OP wie einer IT/IE wären das modernere Konzept.
Viele Grüße
Schüller