einäugig - beidäugig???

  • Hallo zusammen,

    es gibt hier in diesem Forum ja sicherlich den ein oder anderen, der leider auf Grund des Glaukoms oder auch irgendeiner anderen Augenerkrankung auf einem Auge ganz oder annähernd blind (höchstens 5% Sehkraft) ist.

    Ich will hier ganz genau jene Betroffenen ansprechen, die eben zuvor ganz normal mit beiden Augen sehen konnten und erst im Laufe ihres Lebens eben die Sehkraft des einen Auges verloren haben.

    Ich selbst bin schon seit meinen ersten Lebensmonaten funktionell einäugig, weil eines meiner Augen durch einen spät entdeckten angeborenen Grauen Star stark schwachsichtig ist (Visus etwas weniger als 0,05).
    Dadurch sehe ich praktisch nur mit einem Auge, da der Input des anderen viel zu schlecht ist. Mache ich also das schlechte Auge zu, sehe ich mit dem einen guten genauso wie mit beiden Augen (nur die Doppelbilder verschwinden so). Durch diese Einäugigkeit kann ich zum Beispiel auch nicht (oder vielleicht nur ganz minimal) räumlich sehen. Ich für „meine Begriffe“ habe aber schon das Gefühl, räumlich sehen zu können! Aber ich weiß eben nicht, was dieses räumliche Sehen ausmacht – also wie das ist – da ich es ja nie erfahren habe. Ich weiß also nicht, was mir fehlt! Mich würde aber sehr interessieren, wie stark ich doch anders sehe als Menschen, die normal mit beiden Augen sehen können (also auch räumlich).

    Ich glaube, diesen Unterschied können mir eben nur jene Menschen schildern, die früher beide Augen zum Sehen benutzt haben und dann eben eines auf irgendeine Art und Weise leider verlieren mussten.
    Ganz am Anfang muss das für diese Betroffenen wohl sehr ungewöhnlich und anders gewesen sein, doch ich vermute, dass sich sicher auch bei diesen Menschen nach ein paar Jahren Kompensationsmechanismen im Gehirn entwickeln, so dass man doch etwas einen räumlichen Eindruck hat oder so. Mir wurde nämlich mal erklärt, dass ich wohl solche Kompensationsmechanismen hätte (z.B. andere Hinweise benutzen – wie Helligkeit und Dunkelheit beispielsweise, um Entfernungen einzuschätzen).

    Wenn mir der ein oder andere von euch diesen Unterschied zwischen beidäugigem und einäugigem Sehen etwas beschreiben könnte, würde ich mich sehr freuen!
    Man kann einem Gesunden ja bei vielen Augenkrankheiten per Bildern zeigen, wie ein Mensch mit dieser und jener Krankheit sieht, aber Bilder, die einem Einäugigen zeigen, wie man mit zwei Augen sieht, gibt es leider nicht! Das geht eben nicht.


    Liebe Grüße und schon einmal vielen Dank für eure Antworten,

    Luisa!

  • Hallo Luisa,

    ich kann gut verstehen, dass Dich das interessiert. Aber ich finde es wirklich schwer zu erklären. Ich bin zwar beidäugig, aber ich kenne auch den Unterschied zwischen räumlich sehen und nicht räumlich sehen. Ich brauch nur meine Brille abzusetzen und mir ein Auge zuzuhalten und Schwubs ist die Räumlichkeit weg. Ich hatte da auch mal ein irres Erlebnis nach einer Laser-OP. Da konnte ich für ein paar Tage ohne Brille aus dem Fenster schauen und war einfach hin und weg ob der Räumlichkeit.
    Es ist nämlich so, dass alles scharf ist und doch ganz klar zu sehen ist, was weiter vorn liegt und was weiter hinten ist. Wenn ich mir meine Palme im Zimmer anschaue, dann kann ich mir genau vorstellen, wo und wie ich zwischen den Blättern stehen würde, wenn ich mich da hineinbegeben würde. Welches über mir lang geht und welches schräg an mir vorbeigeht und so weiter. Ohne Räumlichkeit sehe ich nur ein Gewusel von Blättern.
    Ich hoffe, dass hilft Dir ein wenig weiter.

    Liebe Grüße,
    Diana

  • Hallo Lars-Michael, hallo Diana,

    vielen Dank für eure Berichte!

    Ihr habt recht, es ist wohl wirklich schwer, dieses räumliche Sehen zu beschreiben, bzw. es sich vorzustellen, wenn man es eben nicht kennt.

    Aber was du das über die Palme geschrieben hast, Diana, fand ich sehr interessant! Ich habe zu Hause auch eine Yucca-Palme und habe mir auch einmal versucht vorzustellen, ich würde da drin stehen, während ich mich vor sie gestellt habe. Ich habe festgestellt, ich hätte wirklich nicht sagen können, welches Blatt dann wie an mir vorbei geht. Ich weiß ja, dass manche Blätter, wenn ich vor der Palme stehe, eher schräg in meine Richtung zeigen und andere schräg von mir weg - also zum Fenster. Aber ich habe so nicht hundertprozentig sagen können, welches nun zu mir und welches von mir weg zeigt.

    Ich muss sagen, dass man aber auch ohne dieses räumliche Sehen (zumindest, wenn man es gar nicht anders kennt) zum Glück ganz normal zurechtkommt im Alltag. Nun gut, ich könnte kein Pilot werden oder Kranführer oder so, aber das habe ich ja eh nicht vor :) !

    Es sind eher so Kleinigkeiten, bei denen mir auffällt, dass ich etwas wohl auf Grund dieses Defizits nicht kann.
    Neulich erst habe ich festgestellt, dass Billardspielen wohl nicht gerade zu meinen Stärken gehört. Ich weiß, dass man die weiße Kugel möglichst in der Mitte anpeilen sollte. Ich hatte jedesmal das Gefühl, ich würde das auch tun, wenn ich den Stab vor der Kugel platzierte. Doch die Leute um mich herum sagten mir immer wieder, ich würde viel zu weit unten anpeilen und somit fast in den Tisch stoßen. Das Ergebnis: die weiße Kugel ist immer gehüpft und meine Kugeln blieben recht lange unversenkt.
    Beim Autofahren habe ich so keine Probleme. Das einzige ist, dass ich bei Toreinfahrten oder beim Einparken und so, nicht abschätzen kann, ob ich mit der rechten vorderen Schnauze an einem Hindernis (Wand, anderes Auto,...) vorbei komme. Ich meine immer, ich stoße an, obwohl ich noch sehr weit weg bin.
    Früher, als ich noch ministriert habe, konnte ich auch nie Kerzen auslöschen, die irgendwo in größeren Höhen standen. Denn dazu benötigte man einen langen Stab, den man mit einem Ende genau über die Flamme halten musste, während man unten einen Blasebalg drücken musste, damit die Flamme ausgeht. Ich konnte nie abschätzen, ob ich nun mit dem Stab über der Flamme bin, oder ob ich nun die Kerze umschmeiße, wenn ich den Stab nach vorne führe....also habe ich das lieber andere machen lassen.

    Sag mal, Lars-Michael, du hast doch nun bald deine Op, oder? Wann ist es denn genau soweit?

    Ich bin übrigens im Moment endlich mal wieder seit März richtig zufrieden mit meinem Auge! Ich hatte doch nun für drei Wochen so eine therapeutische Kontaktlinse, damit die Hornhautstippung verheilen kann und mir mein Auge nicht mehr so weh tut. Als wir sie Anfang letzter Woche wieder raus haben, war ich sehr enttäuscht, da die Beschwerden noch am selben Tag wieder genauso waren wie vorher! Aber seit Samstag nun ist alles ganz plötzlich viel besser geworden! Ich brauche viel weniger Tränenersatzmittel und mein Auge fühlt sich lediglich noch ein bißchen unangenehm an, nachdem ich die Glaukomtropfen genomme habe und ganz selten drückt es noch bei der Schläfe. Aber ansonsten, habe ich mein Auge seit März eben nicht mehr so wenig gespürt! Das ist richtig toll! Ich hoffe nur, dass das nun anhält und nicht genauso plötzlich wie es besser wurde wieder schlechter wird!


    Ich wünsche euch einen schönen Tag!

    Liebe Grüße, Luisa!

  • Ich hatte zwar keine Erkrankung, die bei mir zur Einäugikeit geführt hat doch bin ich durch einen Unfall sofort erblindet!
    Also das Räumliche sehen unterscheidet sich gravierend:
    Eine gute Möglichkeit diesen Effekt zu erkennen ist das TV Gerät (vor allem beim Fussball, Schuss auf das Tor) wobei ich denke das sie solche Situatuationen - Optische Täuschungen vermeiden.
    Ballspielarten wie Tischtennis, Volleyball, Federball usw sind sehr viel einfacher spielen zu lernen. Heute werden mir Gegenstände wie es manchmal so ist zugeworfen und ich verfehle, was natürlich zusammen mit dem schlechten Ballspielen zusammen entmutigend ist!
    Autofahren: Ich muss vor allem aufpassen wenn ich auf der Autobahn unterwegs bin denn ich sehe die Bremslichter jedoch mehrke ich die ersten Momente nicht wie stark jemand bremst. Erst wenn das Auto schnell vor mir größer wird muss ich verspätet aber häftiger reagieren!
    Oft passieren komische Situationen in denen wie schon eine andere Person geantwortet hat optische Täuschungen (Palme) stattfinden. Man kann lustige Fotos daraus machen. Im Hintergrund steht ein Auto im Vordergrund tust du so als würdest du das Auto zwischen deine Finger nehmen. Es wirkt als würdst du das Auto hochheben. Das Umschüttten von Flüssigkeit von einem ins andere Glas ohne das du das eine Glas zum anderen hälst was du mit zwei Augen nicht musst (Kompensation)!
    Zum Abschluss: Versuch mal die Hand gerade noch vorne auszustrecken u mit dem Zeigefinger vor einer unbeleuchtenden Wand zu stehen (denn wenn du den Schatten deines Fingers siehst kannst du die Entfernung ja einschätzen) u kurz vorher halber Zentimeter zu sagen nun bin ich einen moment davon entfernt. Jemand mit zwei Augen kann das ohne Probleme sofort. Wir müssen immer ein wenig die Blickrichtung ändern. Mühsam diese ständige Ungeschicklichkeit die wir mit uns mittragen, aber irgendwann denke ich bestimmt nicht mehr daran! Leider habe ich mein Auge mit 13 Jahren verlohren. Ich war sportlich und wollte Pilot werden, ich hatte Spaß an schnellen Sportarten und war gut darin! Leider und daran werde ich mit jetzt 28 immer noch daran erinnert muss ich kürzer treten und besser auf das noch bestehende Auge und auf mich aufpassen!

    Ich hoffe ich habe dir ein wenig weiterhelfen könne u dir ein wenig erklären könne wie es so ist zwei zu haben. Wenn du noch genauer wissen willst wie es ist zögere nicht zu fragen. Ich schwelge immer gerne in Erinnerungen.

    Mfg Seralix

  • Hallo!

    Ich bin in einer ähnlichen Situation. Mit etwa 6 Monaten ist mir die Linse im rechten Auge entfernt worden und mein Auge hat nicht richtig Sehen gelernt. Es ist an seinen besten Tagen bei unter 20% Sehkraft. Das linke Auge liegt ohne Brille bei 100%, mit bei 120%.
    Mir ist die Sache mit dem räumlichen Sehen erst im Matheunterricht aufgefallen, als wir Würfel zusammenbauen sollten und ich das schwerer fand als die anderen. Allerdings habe ich seitdem versucht, daran zu arbeiten. Ich habe gezielt die Tätigkeiten gesucht, die mir am schwersten fielen und habe Methoden gesucht, dennoch zu einem akzeptablen Ergebnis zu kommen. So kann ich inzwischen Entfernungen gut genug abschätzen, um Auto zu fahren und auch Zielen beim Billard, Dart oder Schießen fällt mir nicht mehr so schwer.

    Ich finde die Beschreibung der Palme auch sehr interessant, weil es wirklich ganz anders klingt als das, was ich kenne. Ich würde auch gerne mal wissen, wie sich das anfühlt, "richtig" sehen zu können. :)

    LG
    Julia

  • Wow, da habt ihr aber einen alten Beitrag ausgegraben :zwinkern:

    Trotzdem ein interessantes Thema. Ich hab durch einen Unfall vor 7 Jahren ein Auge verloren, das räumliche Sehen ist also auch weg. Von heute auf morgen ging das ja. Ich habe über ein Jahr gebraucht, um es mit dem anderen Auge auszugleichen.
    Allerdings erinnere ich mich sehr lebhaft daran wie es ist, "normal" zu sehen...aber ich versuche nicht ständig darüber nachzudenken.