Tropfen transportieren bei Kälte

  • Hallo allerseits!

    Ich tropfe fleißig Ganfort.

    Im Oktober haben wir eine Rundreise durch Island geplant. Wir planen, mit dem Auto von Unterkunft zu Unterkunft zu fahren und unterwegs Aktivitäten und Wanderungen zu unternehmen.

    Die Durchschnittstemperatur bewegt sich im Oktober zwischen zwei und sieben Grad Celsius. Dies schließt jedoch nicht aus, dass die Temperaturen auch einmal unter null Grad Celsius sinken.

    Auf Nachfrage in der Apotheke wurde mir mitgeteilt, dass ein Einfrieren der Tropfen zu verhindern sei. Die Tropfen seien gut verstaut in ihrer Schachtel im Rucksack transportierbar und würden so nicht ganz auf Außentemperatur abkühlen.

    Nun frage ich mich, wie ich die Tropfen am besten vor Schäden durch zu niedrige Temperaturen schützen kann, sodass es nicht zu einem Wirksamkeitsverlust kommt.

    Mein Plan ist, die Tropfen in ihrer Schachtel in einer Isoliertasche zu verstauen, diese von flauschigen Kleidungsstücken umhüllt in meinen Koffer zu packen und tagsüber im Auto zu belassen. Ein Transport im Rucksack scheint mir wegen der häufigen kalten Regenschauer zu riskant.

    Hat schon einmal jemand eine Rundreise in kälteren Gefilden unternommen und kann mir mit praktischen Erfahrungen aushelfen?

    Viele Grüße

    Tierfreund

  • Die Wirkstoffe der Augentropfen verlieren bei niedrigen Temperaturen nicht an Wirksamkeit (chemische Reaktionen, die zum Verlust der Wirkung führen, werden bei niedrigen Temperaturen noch langsamer). Problematisch kann nur sein, wenn vom Inhalt eines Fläschchens so viel als Eis erstarrt, dass ein Wirkstoff über die Löslichkeit hinaus aufkonzentriert wird und dann zum Teil fest ausfällt. Er sollte sich dann aber beim Erwärmen wieder auflösen.

    Ich würde an deiner Stelle die Augentropfen im Rucksack auf der Innenseite, zum Rücken hin einpacken. Dort wird die Temperatur wohl kaum unter Null fallen. Wenn es sehr kalt wird, dann die Packung mit den Augentropfen in einer Innentasche des Anoraks mitnehmen,

    Gruß,
    Georg

  • Hallo Wolfi, ich wäre vorsichtig mit Verallgemeinerungen aufgrund physikalischer Regeln. Es gilt was im Beipackzette steht .Ich habe 2 Sorten AT, die dürfen keinesfalls einfrieren.

    Ich war schon mehrfach in Island und auch auf Grönland. Da hatte ich mit den AT keine Probleme.

    Kleine Menge für den Tag kommen in ein Zigarettenetui und dann in die Brusttasche der Jacke, da friert nichts ein, man ist ja entsprechend gekleidet.

  • Im Beipackzellet von Ganfort steht "Für dieses Arzneimittel sind keine besonderen Lagerungsbedin­gungen erforderlich."

    Demnach besteht kein Grund zu befürchten, dass diese Augentropfen bei kaltem Wetter an Wirksamkjeit verlieren.

  • Hallo Tierfreund,

    hier ging es ja bislang immer darum, wie man ATs vor Wärme schützt.

    Aber mit der angesagten touristischen Erschießung des Nordens ergeben sich offenbar neue Herausforderungen in Sachen Tropfen-Transport-Logistik:oD.

    Aber nun mal im Ernst: wie Du das beschreibst mit Iso-Box in der Mitte des Koffers plus wärmende Klamotten drum herum, sollte das funktionieren.

    Bei längeren Flügen habe ich das mit dem im Aufgabegepäck deponierten Teil meines Tropfenvorrats genauso gemacht. Im Frachtraum sind ja Temperaturen unter Null zu erwarten. Das hat funktioniert!

    Aber mal unabhängig von der Temperaturproblematik würde ich persönlich nicht meinen ganzen Tropfenvorrat im länger geparkten Auto lassen wollen!

    Zumindest einen Teil davon würde ich lieber in den Rucksack packen, so wie Georg das beschrieben hat.

    Für den Notfall pack so eine handliche kleine powerbank mit Handwärmerfunktion ein. Damit lassen sich Finger und ATs in der Jackentasche wärmen, falls es unterwegs denn doch mal saukalt werden sollte.

    Im Flugzeug gehört dieses Ding ins Handgepäck; das nur der Vollständigkeit halber.

    @ Schorschbey

    Im Beipackzellet von Ganfort steht "Für dieses Arzneimittel sind keine besonderen Lagerungsbedin­gungen erforderlich."

    Demnach besteht kein Grund zu befürchten, dass diese Augentropfen bei kaltem Wetter an Wirksamkjeit verlieren.

    Was heißt kaltes Wetter?

    Keine besonderen Lagerungsbedingungen bedeutet nach meiner Kenntnis Zimmertemperatur.

    Also weder kochen noch einfrieren!!!

    Dir eine gute Reise, Tierfreund

    Herzliche Grüße

    Chanceline

  • Hallo!

    Nun frage ich mich, wie ich die Tropfen am besten vor Schäden durch zu niedrige Temperaturen schützen kann, sodass es nicht zu einem Wirksamkeitsverlust kommt.

    Mein Plan ist, die Tropfen in ihrer Schachtel in einer Isoliertasche zu verstauen, diese von flauschigen Kleidungsstücken umhüllt in meinen Koffer zu packen und tagsüber im Auto zu belassen. Ein Transport im Rucksack scheint mir wegen der häufigen kalten Regenschauer zu riskant.

    Tropfen warm zu halten, damit sie nicht zu kalt werden, finde ich einfacher als darauf zu achten dass sie nicht zu warm werden. Gut einpacken, vielleicht auch in eine Isoliertasche, die ja nicht nur kühlen kann, sondern auch möglichst die Temperatur, die man in sie gibt, halten kann.

    Ich würde an deiner Stelle die Augentropfen im Rucksack auf der Innenseite, zum Rücken hin einpacken. Dort wird die Temperatur wohl kaum unter Null fallen. Wenn es sehr kalt wird, dann die Packung mit den Augentropfen in einer Innentasche des Anoraks mitnehmen,

    Gruß,

    In der Innentasche eines Anoraks wird es ca. 37 Grad warm, also Körpertemperatur. Die ist zu vermeiden, da für die Stabilität der AT zu viel.

    Im Beipackzellet von Ganfort steht "Für dieses Arzneimittel sind keine besonderen Lagerungsbedin­gungen erforderlich."

    Demnach besteht kein Grund zu befürchten, dass diese Augentropfen bei kaltem Wetter an Wirksamkjeit verlieren.

    Ich schließe mich Chanceline an. Auch, wenn das im Beipackzettel steht, sollten Medikamente niemals eingefroren oder über 30 °C aufbewahrt werden.

    Im Zweifel kann man auch beim Hersteller telefonisch nachfragen.


    Viele Grüße
    Sabine

  • Mein letzter Kommentar zu diesem Thema.

    Ich schließe mich Chanceline an. Auch, wenn das im Beipackzettel steht, sollten Medikamente niemals eingefroren oder über 30 °C aufbewahrt werden.

    Was das Lagern von Medikamenten angeht gebe ich dir recht.

    Eine kühle Lagerung bei knapp über Null Grad wird nicht zu einem Verlust an Wirkung führen, d.h. man kann seine Augentropfen ohne Bedenken im Kühlschrank lagern oder an einem anderen kalten Ort, so lange sie nicht einfrieren.

    Eine Lagerung bei über 30 °C sollte man dagegen vermeiden, vor allem bei angebrochenen Fläschchen. Bakterien vermehren sich bei höheren Temperatruren schneller und die Wirkung des Konservierungsstoffs reicht dann u.U. nicht zuverlässig über die angegebenen vier Wochen.

    Die drucksenkenden WIrkstoffe von Augentropfen sind, mit Ausnahme des Wirkstoffs Netarsudil von Roclanda, in wässriger Lösung so stabil, dass sie bei 20 °C über mehr als 1 Jahr nicht ihre Wirkung verlieren (sieht man am Haltbarkeitsdatum für die ungeöffneten Tropffläschchen).

    Die chemischen Reaktionen, die zum Abbau und damit Wirkungsverlust eines Wirkstoffs führen, werden mit steigender Temperatur schneller. Iin der Regel verdoppelt sich die Geschwindigkeit eines solchen Wirkstoffabbaus bei niedermolekularen Wirkstoffen, wie sie in drucksenkenden Augentropfen enthalten sind, jeweils bei 10-15 °C Temperaturzunahme. Deshalb würden diese Wirkstoffe auch bei 40 °C ihre Wirkung über mehr als 1 Monat behalten. Ich bin Chemiker und kenne mich mit der Kinetik von Reaktionen organischer Moleküle aus.

    Ich war in den letzten zwei Augustwochen mit dem Fahrrad im Urlaub und hatte meine Augentropfen (Wirkstoffe Travoprost, Brimonidin, Brinzolamid und Timolol) in den Satteltaschen dabei. Bei Temperaturen von über 30 °C im Schatten ist die Temperatur in den Satteltaschen sicher öfter mal mehrere Stunden über 35 °C angestiegen. Die Augendruck senkende Wirkung haben die Augentropfen auch nach diesen zwei Wochen noch unverändert erzielt, von mir überprüft durch Druckmessung mit einem icare Home 2 Selbsttonometer (Messung eines Tagesprofils vorher und nachher). Ich habe danach aber gleich neue Fläschen geöffnet, um kein Risiko einer Verkeimung einzugehen.

    Bei hochmolekularen Wirkstoffen sieht die Situation allerdings anders aus. Proteinlösungen, wie Impfstoffe oder Medikamente mit Antikörpern (Wirkstoffnamen enden in der Regel mit ...mab) sind viel temperaturempfindlicher und verlieren bei über 40 °C ihre Wirkung durch Denatutierung des Proteins. Auch bei Gelen mit einem hochmolekularen Gelbildner, wie z.B. Hyaluronsäure, kann es bei zu hoher Temperatur zu einem Verluist der Gelstruktur kommen. Augenbefeuchtende Tropfen mit einem solchen Gelbildner sollten deshalb vor Temperaturen oberhalb Körpertemperatur geschützt werden.

    Gruß,
    Georg