Hallo allerseits!
Ich entschuldige mich bereits im Voraus für den langen Text. Es ist leider etwas komplizierter.
Ich bin 33 Jahre jung und bin seit meinem 15 Lebensjahr als Glaukomverdachtsfall bzw. Glaukompatient vor zahlreichen Augenärzten gesessen.
Eine frühgeburtliche Schädigung dürfte bei mir zu einer inkompletten Quadrantenanopsie nach links unten geführt haben, dort nehme ich also nichts wahr.
Das führte dazu, dass ich je nach Augenarzt als Glaukomverdachtsfall bzw. Glaukompatient geführt wurde.
Da mir immer Stabilität signalisiert wurde, trat der Sachverhalt stark in den Hintergrund. Jüngst zweifle ich daran immer mehr, was ich nachfolgend chronologisch zu beschreiben versuche:
2004 bis 2012
In den Jahren 2004 bis 2012 wurde ich von meinem früheren Augenarzt begleitet.
Dieser stellte auffällige Papillen mit CDR-Werten von 0,6 rechts und 0,5 links bei jeweils im oberen Normbereich liegenden Augeninnendrücken fest. Im Rahmen einer Perimetrie wurde sodann beidseits eine inkomplette Quadrantenanopsie nach links unten festgestellt. Durch die frühgeburtliche Schädigung war nicht zu beurteilen, ob die beidseits inkomplette Quadrantenanopsie nach links unten durch diese oder durch ein Glaukom verursacht wurde.
Um kein Risiko einzugehen, wurde eine Tropftherapie eingeleitet. Die Augeninnendrücke schwankten unter dieser zwischen 13 und 15 Punkten. Aufgrund einer relativ dicken Hornhaut konnten hiervon noch 1,5 Punkte in Abzug gebracht werden.
2009 wurde ich an das Universitätsklinikum Würzburg und 2010 an das Universitätsklinikum Tübingen zur weiten Beurteilung überwiesen. Dort konnte ein Glaukom weder bestätigt noch sicher ausgeschlossen werden. Es galt, den Verlauf zu beobachten.
2012 bis heute
Mein früherer Augenarzt war aufgrund von OP-Terminen immer seltener verfügbar. Daher wechselte ich im Jahr 2012 zu einer seiner Praxis angeschlossenen Zweigpraxis.
Mein heutiger Augenarzt ging aufgrund einer verdünnten RNFL von einem Glaukom aus. Die Tropftherapie mit Ganfort wurde unverändert fortgesetzt und mir fortlaufend Stabilität signalisiert.
Im Jahr 2020 beschrieb mein heutiger Augenarzt erstmals eine Kerbe in meiner Papille.
Im Jahr 2022 nahm ich Sehstörungen wahr, sodass ich besorgt begann, mich stärker mit meinen OCT-Befunden zu beschäftigen. Die RNFL blieb zwischen 2012 und 2022 beidseits stabil. Die CDR-Werte stiegen zwischen 2012 und 2022 rechts um 0,06 auf 0,7 und links zwischen 2016 bis 2022 um 0,06 auf 0,65. Die Sehstörungen waren jedoch auf defekte Brillengläser und trockene Augen zurückzuführen.
Die steigenden CDR-Werte verunsicherten mich sehr, sodass ich eine Zweitmeinung einholte. Die beurteilende Augenärztin konnte eine Progression weder bestätigen noch sicher ausschließen. Sie führte an, dass es sich bei den OCT-Befunden links teilweise um Fehlmessungen handelte, was ihr die Beurteilung erschwerte. Sie empfahl eine 48-Stunden-Augeninnendruckmessung und eine 24-Stunden-Blutdruckmessung zur Therapieoptimierung.
Die 48-Stunden-Augeninnendruckmessung ließ ich im Februar 2023 durch das Universitätsklinikum Tübingen durchführen.
Der beurteilende Oberarzt am Aufnahmetag sprach von einem weit fortgeschrittenen Glaukom.
Es ergaben sich Augeninnendrücke zwischen 11 und 18 Punkten mit einer singulären Druckspitze von 23. Der beurteilende Oberarzt am Entlasstag hielt die Perimetrie aus dem Jahr 2010 und dem Februar 2023 für stabil, sodass er empfahl, die Tropftherapie unverändert fortzuführen und in einem Jahr in der Glaukomsprechstunde des Universitätsklinikums Tübingen zur Verlaufsbeurteilung vorstellig zu werden.
Die 24-Stunden-Blutdruckmessung mit nächtlichen diastolischen Werten bis hinunter auf 54 hielt der beurteilende Oberarzt am Entlasstag nicht für besorgniserregend.
Der beurteilende Oberarzt am Entlasstag konnte in meiner Papille keine Kerbe feststellen.
Der beurteilende Assistenzarzt am Entlasstag hielt die gestiegenen CDR-Werte für nicht besorgniserregend und für mögliche Messschwankungen.
Ein Glaukom konnte der beurteilende Oberarzt am Entlasstag aufgrund der frühgeburtlichen Schädigung weder bestätigen noch sicher ausschließen.
Dies beruhigte mich sehr, mein heutiger Augenarzt sorgte jedoch alsbald für reichlich Verunsicherung.
Bei den letzten Kontrolluntersuchungen stellte mein heutiger Augenarzt erstmals CDR-Werte von 0,8 beidseitig fest. Begonnen hatten wir bei CDR-Werten von 0,6 rechts und 0,5 links. Auf Nachfrage erläuterte mein heutiger Augenarzt, dass die gestiegenen CDR-Werte nicht besorgniserregend seien, solange die RNFL stabil sei. Das erschien mir wenig plausibel.
Die Perimetrie hielt er für stabil, führte jedoch aus, dass ich im Bereich meiner Kerbe, welche der beurteilende Oberarzt am Entlasstag nicht feststellte, nichts wahrgenommen hätte. Das erschien mir ebenfalls wenig plausibel.
Weshalb beschreibe ich das alles?
Leider bin ich mir nicht mehr sicher, ob ich bei meinem heutigen Augenarzt in guten Händen bin.
Zwischenzeitlich weiß ich aufgrund unterschiedlichster ärztlicher Aussagen nicht einmal mehr, woran ich bin und wie ich meinen Weg weitergehen soll.
Die Verlaufsbeurteilung aus Tübingen abwarten und bei einer Fehleinschätzung meines heutigen Augenarztes einen neuen Augenarzt aufsuchen?
Direkt einen neuen Augenarzt aufsuchen?
Vielleicht hat jemand ähnliche Erfahrungen gemacht und hat einen Ratschlag, wie ich mehr Klarheit über meinen Befund erlangen kann.
Viele Grüße
Tierfreund