Hallo Claire,
meiner Meinung nach zeigt Dein Gesichtsfeld keine glaukomspezifischen Ausfälle, vorbehaltlich natürlich der Einschätzung Deines Augenarztes.
Das heißt nicht, daß kein Glaukom vorliegt. Denn Gesichtsfeldausfälle sind erst nachweisbar, wenn schon größere Anteile des Sehnerven zerstört sind.
Die Diagnose (manchmal auch die Verdachtsdiagnose) Glaukom stellt der Augenarzt anhand der Untersuchung mit der Spaltlampe. Er kann da ziemlich viele Befunde erheben, die einem meist weder mündlich noch schriftlich mitgeteilt werden, insofern kann man das meist schlecht nachvollziehen.
Aber es ist und bleibt eine subjektive Beurteilung, die viel Erfahrung erfordert, insofern gibt es da
anfangs auch manchmal abweichende Meinungen, aber dafür hat man dann ja noch die Glaukomspezialisten in der Klinik.
Das OCT bringt uns dagegen tatsächlich Meßwerte, aber aus dem Erstbefund eines OCTs kann man nicht direkt ablesen, ob ein Glaukom vorliegt oder nicht. Die Beurteilung erfordert speziell gezielte Augenärzte, denn es gibt auch viele Fehlerquellen. Und es gibt auch Besonderheiten der Augen, die sich im OCT als Abweichung der RNFL-Werte widerspiegeln, ohne daß ein Glaukom vorliegen muß.
Wie Du schon selbst festgestellt hast, gibt es z.B. auch keine Normwerte für die RNFL und es gibt auch unterschiedliche Ergebnisse von Gerät zu Gerät.
Insofern haben wir zu Beginn der Diagnostik mit dem OCT erst mal einen Ausgangsbefund.
Die große Stärke des OCT liegt dagegen in der Verlaufsbeurteilung. Denn ein unbehandeltes oder nicht ausreichend behandeltes Glaukom zeigt immer die Tendenz zur Progression. Darauf kann man sich leider verlassen.
Da das OCT eine sehr hohe Nachweisempfindlichkeit hat, ist es aber sehr gut zur zeitlichen Beobachtung geeignet und die kurzfristige Wiederholung mit dem gleichen Gerät kann sehr nützlich sein, um überhaupt die Diagnose Glaukom zu verifizieren. Mit kurzfristig meine ich Abstände von 3 - 6 Monaten.
Insofern kann es schon sein, daß die Glaukomdiagnostik eine gewisse Zeit der Unsicherheit einschließt.
Zum Glück schreitet das Glaukom (von bestimmten Ausnahmen abgesehen) in der Regel sehr langsam voran, so daß man sich auch einfach in Geduld üben muß.
Das Glaukom ist leider keine Krankheit wie andere, bei denen man, vor allem im Anfangsstadium, einfach durch Laboruntersuchungen oder durch spezielle Geräteuntersuchungen sehr schnell und sicher die Diagnose stellen kann.
Viele Grüße - Malve