Hallo zusammen,
ich hoffe, mein Thema passt in diesen Bereich!
Lese jetzt schon ca. seit meiner OP, die Anfang November stattfand, hier mit, und habe mich jetzt dazu überwunden, hier auch mal etwas aktiver zu werden.
Vorgeschichte:
Bin männlich, 47, verheiratet, kinderlos und arbeite als Softwareentwickler. 2010 wurde eine rheumatoide Arthritis diagnostiziert, im Sommer 2019 dann die erste Anomalität, was das Auge betrifft: Hornhautentzündung links, 1-wöchiger Augenklinik-Aufenthalt. Herbst 2019 das gleiche.
Dann Überweisung in die Uveitissprechstunde Heidelberg (März 2020). Die Verdachtsdiagnose "Keratouveitis" wurde dort bestätigt. Neben benetzenden Augentropen Gabe von Dexasine 2x täglich. Habe in der Zeit dann auch den Augenarzt gewechselt, der bei mir auf beiden Augen desöfteren einen erhöhten Druck festgestellt hat (im Zwanziger-Bereich). Gabe erst von Lantanaprost und danach von Cosduo (Dorzolamid+Timolol).
März 2021 wurde dann in der Uveitissprechstunde beschlossen, mit den Dexasine aufzuhören, und stattdessen Ciclosporin zu nehmen. Zusätzlich dann erst 2x täglich, später 1x tgl. Lotemax. Am rechten Auge wurde der Druck dann wieder normal (wenn auch schwankend), allerdings hat im Sommer 2021 der Druck angefangen im linken Auge stark anzusteigen.
Als der Druck bei ca. 35 war hat der Augenarzt veranlasst, an der Uniklinik Heidelberg ein Tensioprofil aufzunehmen. Dort haben sich dann die hohen Druckwerte bestätigt (bis zu 48!), und man hat mir zu einer OP geraten. Da die minimal invasiven Verfahren bei so hohen Drücken nicht genug helfen würden, dann gleich eine Trabekulektomie.
Nach der (laut Operateur gelungenen) OP dann für ca. 3 Wochen dann erst einmal sehr niedrige Drücke, allerdings ohne Stress mit Netz- und Aderhaut. Allerdings habe ich da auf dem kranken Auge nur sehr schlecht gesehen (ca. 20-40%).
Danach gelang es relativ schnell, den Druck auf ein "normales" Niveau zu bringen (ca. 15). Der Operateur, den ich seit der OP regelmäßig besuche, hat zur Sicherheit, dass es nicht zu viel des Guten wird, seither dann auch noch 3 Spritzen mit 5-FU gesetzt, um der Vernarbung Einhalt zu gebieten.
Mein eigentliches Anliegen:
Obwohl jetzt seit der OP 3 Monate vorbei sind, sehe ich auf dem linken Auge, für mein Empfinden, immer noch sehr suboptimal. In der Klinik (und auch beim niedergelassenen Augenarzt, bei dem ich seit der OP ein mal war) misst zwar einen Visus von 80 oder 90%, allerdings merke ich folgende Effekte:
- Mit dem linken (=kranken) Auge allein fällt es mir nur schwer in Büchern zu lesen. D.h. mit Anstrengung geht es zwar, aber es stellt sich nicht die gleiche Leichtigkeit wie mit dem rechten Auge (=gesunden) Auge ein.
- Ebenso in der Mitteldistanz. Mit dem linken Auge alleine könnte ich bei normalen Auflösungen (1920x1280 bei einem 24"-Monitor) nicht am Computer arbeiten. Dazu muss man wissen, dass meine Arbeit sehr "visuell" orientiert ist, da ich viel mit verschiedenen Oberflächen gleichzeitig zu tun habe.
- In der Ferndistanz kann ich das selbe Bild: Mit dem linken Auge alleine würde ich mich nicht ans Steuer eines Autos trauen.
- Wenn ich morgens nach dem Aufstehen die Brille aufziehe (ich bin mit +5 Dioptrien auf beiden Augen kurzsichtig), dann kommt es mir auf dem kranken Auge etwas neblig vor, als sei die Brille nicht geputzt. Sehr unangenehmes Gefühl, man weiß halt gleich dass da was nicht stimmt, und man läuft den ganzen Tag damit rum.
- Am besten ist es noch abends vor dem Fernseher, da kann ich bspw. auch Untertitel oder sonstige Texte (Filmbeschreibungen bei Netflix) recht gut lesen, fast so gut wie mit dem rechten Auge. Das ist allerdings weißer Text auf schwarzen Hintergrund, wohingegen es bei der Arbeit auf dem Monitor meistens umgekehrt ist.
Nachdem ich das schon ein paar mal angesprochen hatte, meinte mein Operateur immer, ich solle mir darüber keine Sorgen machen, der gemessene Visus ist ja recht gut, außerdem könne eine neue Brille da auch noch einiges korrigieren.
Der niedergelassene Augenarzt meinte, dass es nach einer TE mitunter ein halbes Jahr bräuchte, bis alles wieder im Lot sei. (Der Operateur hat da immer von 3 Monaten gesprochen).
Fragen an Euch:
Wie würde Ihr die Situation beurteilen? Ist dieses auf-dem-operierten-Auge-schlecht-sehen 3 Monate nach einer Trabekulektomie "Standard" oder läuft hier etwas schief? Sollte man evt. auf Grauen Star untersuchen (die Ärzte haben bisher nicht den Anschein gemacht, dass da was wäre)?
Kann es sein, dass sich die Netzhaut, die bei den häufigen Druckwechseln vielleicht etwas "gestresst" wurde, erst noch erholen muss? Oder sind es weitere Gesichtsfeldausfälle (wobei kurz vor der OP das Gesichtsfeld gemessen wurde, auch OCT und HRT waren recht normal)?
Wenn ich wüsste, dass man wirklich mit einer Brille korrigieren könne, wäre ich sofort entspannter, aber insbesondere das Schlecht-sehen sowohl im Nah- als auch im Fernbereich stimmt mich etwas verhalten.
So, das ist jetzt wieder einmal viel länger geworden als von mir eigentlich gewollt, doch ich denke, bei solchen Fragen braucht es "das ganze Bild". Freue mich jedenfalls auf Eure Reaktion, Ihr habt hier ein ganz tolles Forum!