Glaukomverdacht zur Abklärung in Uniklinik

  • Hallo zusammen,

    ich war heute morgen beim OCT und dabei kam heraus, dass beide Augen "außerhalb normaler Grenzen" seien. Die Linie beim rechten Auge springt bei der Erstuntersuchung laut Blatt an einigen Stellen in den roten Bereich, beim linken Auge berührt es zwischen etwa 145 und 220 durchgehend die Nullinie (mit ein paar Sprüngen nach oben).

    Ich sorge seit etwa 4 Jahren per Innendruckmessung vor, aber die war immer normal (s. dazu aber unten), OCT habe ich leider erst dieses Jahr entdeckt. Das Erste im März war fachlich falsch durchgeführt, das zweite jetzt zeigte obigen Befund.

    Der Arzt schickt mich nun in die Uniklinik, um abklären zu lassen, ob ich ein Glaukom habe, da er das nicht mit Sicherheit sagen kann. Zur Überbrückung soll ich bereits Tropfen nehmen. Der Kliniktermin ist gottseidank nächste Woche (erwartet wurden einige Monate).

    Der Arzt sagt mir, ich muss mir keine Sorgen zwecks Blindheit machen, da das OCT noch nichtmal eindeutig pro Glaukom sei und ich ja auch die Tropfen habe. Mein Augeninnendruck ist 19 links/18 rechts, nach Messung durch ein Gerät mit einer kreisenden Kamera konnte man jew. -1/-1 abziehen.

    Dennoch mache ich mir einfach so große Sorgen. Zum Einen hatte meine Schwester ein Glaukom, das aber erfolgreich weggelasert wurde. Allerdings war das ein Normaldruckglaukom, das auch nur durch OCT gefunden wurde, während der Druck (wie bei mir) total normal war. Zum Anderen ist mein linkes Auge schon immer schwächer und sieht auch bei perfekter Brille nicht 100%. Außerdem habe ich seit Juni 2021 regelmäßig Medikamente gegen ADHS genommen, die den Augeninnendruck erhöhen können, seit etwa Mai/Juni 2022 nehme ich sie nur noch ganz sporadisch, seit heute gar nicht mehr.

    Ich hoffe, ihr könnt meine Angst etwas lindern. Ich habe einfach das Gefühl, vier Jahre verloren zu haben, weil ich das OCT erst so spät kennengelernt habe und durch den Fehlversuch ein halbes Jahr gefühlt auch "verloren" habe.

    Liebe Grüße

    Dean

    Einmal editiert, zuletzt von Dean (12. Oktober 2021 um 14:08)

  • Dean, erstmal willkommen in unserem Forum.

    Ich muss sagen, du hast großes Glück. Erstens, weil du offensichtlich einen sehr guten Augenarzt hast. Zweitens, weil schon jetzt, wo ein Glaukom noch nicht mal gesichert ist, gehandelt wird. Du musst dir keine Sorgen machen, du bist offensichtlich in guten Händen. Und sollte das Glaukom diagnostiziert werden, dann werden die Ärzte alles tun, um dein Augenlicht zu erhalten.

    Dass du bereits darauf achtest, keine Medikamente zu nehmen, die den Druck erhöhen, ist sicher kein Fehler - vor allem, bis alles abeklärt ist.

    Glaukom mit Gesichtsfeldausfällen, Trabekulotomie an beiden Augen (04/11 + 08/11), vor Katarakt-OP (11/21) stark kurzsichtig.

  • Super, danke dir! Das hilft mir schonmal sehr, du rettest mir ein bisschen den Abend. Das stimmt wahrscheinlich mit der Früherkennung: ich habe abgesehen von der (schon immer) Schwäche meines linken Auges derzeit (mit normaler Brille) keine Seheinschränkungen - zB habe ich eine Gesichtsfelduntersuchung vor einem halben Jahr in diesem Gerät mit den Lichtblitzen gut abgeschnitten (ich glaube nur 1 false positive und sonst alles erkannt) und auch sonst keine Lichtblitze oder -empfindlichkeiten bei Licht. Das macht mir Mut und ich versuche jetzt einfach, die Zeit bis kommenden Dienstag zu überbrücken und halte euch auf dem Laufenden :)

    Dann sollte ich mich vielleicht mal vorstellen, das hab ich in meiner Panik ganz vergessen:

    Ich bin 24 Jahre alt, studiere Jura (kurz vor dem Examen) und trage mein Leben lang eigentlich schon eine Brille, da ich stark kurzsichtig bin (-7 Dioptrien) und bin deshalb auch sehr sensibel, was meine Augengesundheit angeht. Fun Fact über mich: Ich gehöre zu den Leuten, die als Kind diese Pflaster auf einem Auge hatten. Sieht man heute nur noch selten :oP

    2 Mal editiert, zuletzt von Dean (12. Oktober 2021 um 18:32)

  • Hallo Dean!

    Willkommen hier im Forum.

    Zum Anderen ist mein linkes Auge schon immer schwächer und sieht auch bei perfekter Brille nicht 100%. Außerdem habe ich seit Juni 2021 regelmäßig Medikamente gegen ADHS genommen, die den Augeninnendruck erhöhen können, seit etwa Mai/Juni 2022 nehme ich sie nur noch ganz sporadisch, seit heute gar nicht mehr.

    Da scheint was mit den Jahreszahlen durcheinander (oder vielleicht kommst Du aus der Zukunft? ;o):oD ).

    Ich denke, es ist wichtig, dass das abgeklärt wird, gerade, weil bei Dir ja eine familiäre Belastung vorliegt. Und da hattest Du richtig viel Glück, dass Du da so schnell einen Termin in der Augenklinik bekommen hast.

    Kopf hoch! Mach Dir einen Zettel mit allen Fragen und nimm ihn mit in die Klinik. So vergisst Du nichts.

    Nimm Essen/Trinken mit in die Klinik, da kann es schon mal Stunden dauern.


    Viele Grüße

    Sabine

  • Danke dir! Ja, beide Jahreszahlen einmal -1 bitte :D

    Das mit dem Fragenzettel ist ne super Idee!

    Edit: Was wären denn gute Fragen? Hab ggf. nicht alles auf dem Schirm.

    Einmal editiert, zuletzt von Dean (13. Oktober 2021 um 14:38)

  • Hallo Dean!

    Wichtige Fragen, z. B.:

    - Liegt ein Glaukom vor? Wenn ja, welche Glaukomform?
    - Wie ist der Zieldruck, wenn ein Glaukom vorliegt?

    - welche Therapiemöglichkeit gibt es? Welche Tropfen? Hast Du Vorerkrankungen? Nimmst Du Medis? Dann mitnehmen und erwähnen!

    - Ist das Gesichtsfeld geschädigt?

    - Kannst Du Deine Medis für ADHS einnehmen? Wenn nein, was für Möglichkeiten gibt es sonst?


    Fakten erwähnen:

    - erwähnen, dass Deine Schwestern ein Normaldruckglaukom hat (sowas lässt sich übrigens nicht einfach weglasern)

    - Deine generelle Probleme mit den Augen erwähnen, auch dass Du diese Pflaster als Kind hattest

    - nimm den OCT-Befund mit (Ausdruck geben lassen)

    - Gesichtfeldbefund mitnehmen (Ausdruck geben lassen)

    Das sind erstmal die ersten Gedanken dazu!

    LG
    Sabine

  • Hallo, ich dachte ich melde mich nach meinem "Termin" - oder besser gesagt Diagnostiktag am Uniklinikum zurück. (Disclaimer: Wall of Text. Ich hoffe, die Absätze sind barrierefrei!)

    Eins muss man sagen, die machen keine halben Sachen. Ich hatte insgesamt 12 Untersuchungen (hat nur schlappe 6 Stunden gedauert - danke hier für den Tipp mit dem Essen!):


    - Brillenstärke mit Gerät und Lesewand überprüfen


    - Gesichtsfeld mit Lichtpunkten


    - Gesichtsfeld mit vibrierenden Gittern


    - 2x OCT (beim ersten Mal hat es nicht ganz geklappt - dazu später mehr)


    - HRT


    - Hornhautdicke


    - 3x Augendruck (1x Luftpuster, 1x Assistenzärztin, 1x Oberärztin)


    - 2x Spaltlampe (s.o.)

    Das Ergebnis ist, dass ich aktuell zumindest keine Schädigung am Sehnerv oder sogar Gesichtsfeldausfälle habe.

    Ein Glaucom kann nicht zu 100% ausgeschlossen werden, weil ich einen schrägen Sehnerveintritt habe, der die Messungen durch alle obigen Geräte nicht ganz genau werden lässt.

    Aufgrund der Masse an Untersuchungen ist ein (juveniles) Glaukom unwahrscheinlich. Für Sicherheit habe ich Ende Dezember eine 24h Messung, da eines trotz allem Vorliegen kann, wenn dann aber GANZ am Anfang ist.

    Ansonsten soll ich jährlich Makula (Vorbeugung für Netzhautablösung) und Augendruck kontrollieren, das erfrage ich aber genauer nochmal im Dezember. Man kann ja nie wissen, ob sich doch mal was ausbrütet.

    Ich bin sehr erleichtert, möchte aber hier weiter mitlesen und vielleicht hilft das ein oder andere Learning von mir heute wenigstens einem Menschen/Neuling hier ein wenig weiter:

    Meine Learnings:


    1) Wie schon angesprochen habe ich einen schrägen Sehnerv. Das ist wahrscheinlich auch der Grund, warum die bisherigen OCTs ein Griff ins Klo waren und ein Glaukom zumindest anhand der bisherigen Messung beim AA sehr wahrscheinlich war. Selbst die Klinik brauchte zwei Messungen, dann war das Bild aber i.O.

    (Scheinbar spielt bzgl Genauigkeit auch allgemein die hohen Diptrien eine Rolle, aber das habe ich nur hier gelesen, der Vollständigkeit halber aufgenommen und kann ich nicht näher bestätigen.)

    2) Ich wurde als Kind abgeklebt und deshalb ein schwächeres Auge, weil ich als Kind sog. Amblyopie hatte. Das kommt selten bei Kindern vor. Das Hirn lernt dabei nicht, das Auge (ist fast immer nur eins betroffen) zu koordinieren, wodurch es in der Entwicklung zurückbleibt: Das Bild auf dem Auge bleibt so unscharf wie es ein frisch Neugeborenes die Welt sieht.

    Behandelt wird das durch Abkleben des dominanten Auges. Also falls jemand sowas hat, muss das KEIN Glaukomschaden sein - wie ich alter Hypochonder das annahm^^ The more you know.

    3) Hier habe ich mal gelesen, dass nur das HRT Sicherheit bieten kann. Das stimmt nicht ganz. Das HRT ist sogar relativ veraltet und die Produktion wurde vor einigen Jahren auf dem Stand von Windows XP eingestellt.

    Es kann ergänzend in Fällen wie meinem herangezogen werden, aber das OCT ist wohl der Goldstandard und lässt die gleichen Rückschlüsse - wenn nicht mehr zu. Unter anderem das erklärte mir zumindest der Techniker (ich bin heute sehr redselig gewesen).

    4) Wusstet ihr, dass die Sehkraft täglich variieren kann? Also je nachdem wie viel Schlaf ihr hattet, wie viel ihr am Bildschirm wart & Co? Beim Optiker hatte ich vor drei Wochen mit Brille noch 100%, heute 80%. Das ist aber ganz normal und ist morgen mit ausreichend Schlaf wahrscheinlich wieder 100%.

    Ich dachte ich erwähn das, weil ich oft voll die Panik krieg, wenn ich beim Lesen mal ein unruhiges Buchstabenbild habe oder mal ein Nummernschild nicht lesen kann, das ich gestern aus gleicher Entfernung lesen konnte.

    5) Was auch total normal, aber super gruselig ist: Ich habe heute meine Hände zur Kühlung auf meine Augen gelegt und danach wars paar Sekunden so schwammig, als wäre meine Brille voll Butter. Das habe ich manchmal auch mit trockenen Augen, sodass ich blinzeln muss. Auch das ist total normal, besonders wenns nur paar Sekunden anhält.

    6) (Nicht aus der Klinik, aber aus gegebenem Anlass:) Selbst schwarze Sichtfeldeinschränkungen können altersbedingt sein. Meine Mutter hat das etwa, obwohl sie das umfangreich beim AA abgeklärt hat - altersbedingt normal.

    Also im Fall des Falles auf jeden Fall zum AA (und bei plötzlichem Auftreten 112), aber es muss nicht zwingend das Schlimmste bedeuten.

    7) Das wissen wahrscheinlich die Allermeisten, aber für manche Neulinge hier vielleicht noch als kleiner Stein vom Herzen: Glaukome sind sehr gut behandelbar. Das gilt besonders für solche, die in einem frühen Stadium sind.

    Darüber hinaus ist der Verlauf sehr langsam, weshalb auch längere Wartezeiten (wie jetzt bei mir bis Dezember zur endgültigen Abklärung) keine oder wenige Sorgen machen müssen.

    D.h. an alle, die einen Verdacht oder eine Diagnose bekommen haben, gerade wenn ihr bisher keine Einschränkungen bemerkt habt: Es ist ähnlich wie heute HIV zu haben - auch da kriegt man Medikamente, die die Viren bis zur Nachweisbarkeitsgrenze beschränken und HIV damit faktisch ausschalten.

    Komplikationen können natürlich immer vorkommen und gerade wenn es erst bei Ausfällen entdeckt wird, ist es etwas schwieriger. Aber selbst da gut behandelbar.

    Das ist, was ich beitragen kann. Die Diagnose ist ein Schock, aber je mehr Wissen man über das Glaukom und die Augen hat, desto besser kann man alles einordnen und desto mehr weicht die Angst der Zuversicht. Das habe ich in dieser Woche stark gemerkt, während ich mehr und mehr gelesen habe.

    Vielen Dank euch für die lieben Worte und auch in anderen Threads das viele Wissen und die Tipps. Ihr seid super! Vielleicht kann ich hiermit ein bisschen zurückgeben.

  • hi,

    ja, so ein Kliniktag ist lang und der Picknickkorb gehört dazu. Ich packe noch Einweg Tränenersatzmittel rein und spüle damit hin und wieder die Augen, dann kann man länger ruhig geradeaus gucken und die Messergebnisse werden aussagekräftiger.

    Ich darf mit meinen -9,5 niemals den Visus prüfen lassen, wenn ich die Woche 600 Seiten gelesen habe, dann wäre der Führerschein weg. Schlafen, Waldspaziergänge und dann die Fernsicht prüfen. Visus schwankt sehr stark.

    Gut, dass du dich mit mehr Informationen beruhigt hast.

    Oct ist gut als Differenzbetrachtung bei anatomisch anderen Sehnerven. Funktioniert nur an demselben Gerät. An einem anderen oct wird die Messung wieder anders. Insofern wird das hoffentlich deine Stamm Uniklinik und dann dort 1 x im Jahr rundum.

    LG

    Jenat

    Ohne Musik wäre alles nichts. (frei nach Mozart)

  • Super Dean! Schön, dass du nun eher beruhigt sein kannst und diese Erfahrungen auch an andere weitergibst.

    Glaukom mit Gesichtsfeldausfällen, Trabekulotomie an beiden Augen (04/11 + 08/11), vor Katarakt-OP (11/21) stark kurzsichtig.

  • Hallo Dean,

    ich danke dir für deinen ausfürhlichen Bericht und freue mich über die für dich doch sehr positiven Ergebnisse deines Untersuchungsmarathons. .

    Und vor allem danke dafür, dass du die Aussagen der Augenärzte mit uns teilst. Denn Wissen ist Macht !

    Dir weiterhin alles Gute und wäre schön, wenn du uns - zumindest als Leser - erhalten bleibst.

    Viele Grüße, Tanja