Hallo,
ich bin 53 Jahre alt und vor 2 Jahren wurde bei mir beidseitig ein Normaldruckglaukom (Offenwinkel) festgestellt und der Zieldruck auf 10 festgelegt.
Zunächst bekam ich nur Gantfort (1x täglich), dann wurde Clonid Ophtal (zunächst 2 x dann 3xtäglich ergänzt) und zuletzt noch Dorzo Vision (2x täglich). Der Zieldruck 10 wurde trotz dieser maximalen Tropfentherapie nicht erreicht (hatte so um die 11) und leider starb im linken Auge der Sehnerv weiter – der Zustand im rechten Auge blieb stabil.
Daher wurde der Zieldruck rechts auf max 12 und der Zieldruck links auf unter 10 neu justiert.
Wegen der Progression im linken Auge riet mir das Diakonissenkrankenhaus Karlsruhe in Aug 20 die Trabekulektomie für das linke Auge an. Nachdem was ich so über diesen Eingriff gelesen hatte, wollte ich - wenn möglich - diesen Eingriff noch nicht vornehmen lassen und erkundigte mich nach Alternativen.
Die Augenklinik Sulzbach empfahl mir eine Kanaloplastik mit suprachoroidaler Drainage (Olagenimplantation). Obwohl es keine Anzeichen für einen grauen Star gab, wurde noch zu einer Phako geraten (der Kanaloplastik-Faden kann dann etwas strammer verknotet werden.) Es wäre zu erwarten, dass ich nach der OP noch 1 Wirkstoff tropfen müsste, da mit der OP allein ein Zieldruck unter 10 nicht zu erwarten sei. 2 Tage vor dem Eingriff lag der Augeninnendruck links bei 12.
Prof Szurmann führte diesen Eingriff Freitag den 6. November durch. Ich hatte mich für die Vollnarkose entschieden, da ich es als Stress empfinde, wenn so direkt vor meinem Auge gearbeitet wird (trage deswegen auch keine Kontaktlinsen). Nach der OP bekam ich im Aufwachraum genug Schmerzmittel, dass ich den Tag über schmerzfrei blieb und auch nachts durchschlafen konnte.
Erfreulicherweise hatte ich auch in den Folgetagen niemals mehr Augenschmerzen. Zu Anfang tat es nur etwas weh, wenn das operierte Auge auf Hell/Dunkelreize reagieren musste (klang nach 1 Woche ab) oder ich von Nah- auf Fernsehen umschaltete (klang nach der 2. Woche ab).
Am Tag nach der Operation (Samstag) konnte ich wegen des Bluts in der Vorderkammer beim Sehtest nur die Tafel mit 1 Buchstaben entziffern (10%). Grundsätzlich sagte man mir, dass beim Schlafen, das Blut sich im Auge so verteilt, dass ich beim Aufstehen schlecht sähe; erst, wenn ich aufrecht bliebe, würde sich das Blut dann absetzen und ich könnte erwarten, im Tagesverlauf besser zu sehen. Der Augeninnendruck war auf 2 abgesackt.
Am 2. Tag (Sonntag) bekam ich morgens Panik, weil das operierte Auge ÜBERHAUPT NICHTS mehr sah (alles schwarz). Bei der Visite wurde festgestellt, dass das Blut in der Vorderkammer mir die Sicht nahm – muss also am Tag nach der OP noch nachgeblutet haben. Der Augeninnendruck wurde mit 8 festgestellt (so blieb er dann auch bis zur Entlassung). Nachmittags merkte ich dann, dass das Sehvermögen wieder etwas zurück kam, als ich die Umrisse der Garderobe im Krankenzimmer erkennen konnte.
Grundsätzlich sagte man mir, dass es mit der Resorption des Blutes wohl bis zum nächsten Wochenende dauern würde (so kam es dann auch). In den nächsten Tagen wurde das Sehvermögen im Laufe des Tages leicht besser (morgens nach dem Aufstehen war jeweils nichts zu erkennen).
Dienstag wurde ich aus der Klink entlassen und mein Augenarzt übernahm die Nachsorge.
12 Tage nach der OP (Blut war schon resorbiert) erreichte ich eine Sehfähigkeit von 50%. Der Augeninnendruck schwankte bis dahin zwischen 9 und 4..
19 Tage nach der OP dann der Schock: Der Augenarzt stellte einen Druck von NULL fest und riet mir wieder zur Klinik zu fahren um dort Rat zu holen.
Am nächsten Tag also zur Augenklinik Sulzbach: Die bestätigten den Innendruck von 0. Der Oberarzt Dr. Boden wollte die Situation operativ richten: Corona-Test wurde gemacht und ein Stationsbett organisiert. Der Chefarzt Prof. Dr. Szurmann guckte dann auch noch mal auf das operierte Auge und entschied dann aber abweichend, dass wir 3 Wochen warten sollten; er sei zuversichtlich, dass die Hyperfiltration nur vorübergehend sei (ein Seidel konnte nicht festgestellt werden). Täglich sollte ich Tropicamid träufeln, damit die Pupille weit würde und so den Druckaufbau unterstützte.
Für die Nacht bekam ich eine Kunststoff-Abdeckung für das linke Auge und mir wurde dringend geraten, nicht mehr auf der linken Seite zu schlafen.
Mein Augenarzt empfahl mir täglich 1-2 Stunden Bewegung, damit die Adernpumpe angeregt würde und die Aderhautschwellung nicht weiter zunehmen möge.
Bis zur erneuten Vorstellung in der Augenklinik Sulzbach 3 Wochen später stellte mein Augenarzt einen konstant zu niedrigen Innendruck von 1 fest. In der Augenklinik wurde dann etwas mehr (nämlich 4) gemessen (41 Tage nach der OP).
In der Woche darauf stellte mein Augenarzt keine weitere Verbesserung fest.
Am 49. Tag nach der OP (genau der 1. Weihnachtstag) merkte ich beim Fernsehen abends eine Verbesserung: Ich konnte den Programmnamen oben links sehen. Nach Weihnachten wurde am 53. Tag dann der Augeninnendruck mit 9 bestätigt und das Sehen verbesserte sich weiter.
Am 60. Tag nach der OP fand in Sulzbach die Abschlussuntersuchung fest: Ich hatte meine Sehfähigkeit von 100% wieder erreicht und der Augeninnendruck hatte sich mit 10 weiter stabilisiert.
Fazit:
Als ich mich für die OP entschieden hatte, ging ich von einer Ausfallzeit von max. 3 Wochen aus. (Die Ärzte kündigten eigentlich nur 2 Wochen an.) Dass daraus dann 8,5 Wochen wurden und ich davon 4 Wochen mit einem zu niedrigen Augeninnendruck würde leben müssen, hatte ich nicht erwartet. Rückblickend bin ich seeehr froh, dass der zu niedrige Augeninnendruck zu keinen Schäden geführt hatte.
Jetzt warte ich wie sich der Augeninnendruck einpendeln wird, und bin gespannt ob und welche Glaukomtropfen ich noch brauchen werde und hoffe, dass das es keine weitere Seh-Verschlechterung geben wird.