Grüezi aus der Schweiz!
Ich lese hier nun schon seit ein paar Monaten mit und möchte mich für die vielen hilfreichen Informationen bedanken, die mir das Leben mit der Diagnose Glaukom schon sehr erleichtert haben.
Nur bin ich im Moment ratlos und vielleicht übervorsichtig und ängstlich.
Ich hatte vor genau 10 Jahren eine Netzhautablösung links, die eher experimentell gelasert wurde (650 Laserschüsse in etwas über einem guten Viertel der Netzhaut unterzubringen kann ich maximal als experimentell bezeichnen - der Operateur hatte sich da offenbar in Trance geschossen).
Die Netzhaut besteht da also noch aus Löchern und Narbengewebe und ist festgetackert auf immer und ewig.
Die nächsten drei Jahre hatte ich so massive Schmerzen in dem Auge, dass ich durchgehend Endo Edo-Tropfen bekam.
Immer wieder habe ich Schmerzen im linken Auge und recht schwankende Dioptrien (ich bin die Person mit immer drei Brillen in der Tasche zum spontanen Wechsel).
Augenarztodysee, bei der Netzhaut winken alle ab, die Schmerzen wurden grundsätzlich als eingebildet dargestellt.
Ich habe vor zwei Jahren mal wieder die Augenärztin gewechselt und die untersuchte nach eingehendem Hinterfragen meiner Augengeschichte als erstes den Augendruck:
29 links und 22 rechts. Das war mir neu. OTC ergab eine Eindellung im Sehnerv links, Gesichtsfeld hatte kleine Einschränkungen.
Ich bekam Azopt als Augentropfen und regelmässige Kontrolluntersuchungen und Langzeitmessungen zeigten, dass der Augendruck über mehrere Monate hinweg mit verschiedenen Dosierungen von Azopt konstant auf Werte zwischen 14-16 eingestellt war.
Allerdings hatte ich massive Nebenwirkungen (Wassereinlagerungen im Bauch und den Füssen, Antriebslosigkeit und Niedergeschlagenheit, Angstzustände, Schlaflosigkeit) die eineindeutig auf die Augentropfen zurückzuführen waren. Dafür war die Augenärztin dann nicht zuständig.
Vor einem Monat dann eine neue Augenärztin (die mit Azopt behandelnde hatte ihre Praxis verkauft). Diese Ärztin nun stellte die Diagnose, dass ich gar keine Drucksenkung durch Tropfen bedürfe (der Druck ist bei 14, da behandelt man nicht...), und der Sehnerv sei ok.
Den logischen Bruch seht ihr vermutlich sofort... der Druck wurde ja nur durch die Tropfen gesenkt!
Ich wollte sowieso eine Pause haben vom Azopt (die Nebenwirkungen begannen nach 10 Tagen ohne Tropfen zu verschwinden, welch eine Erlösung!). Schon nach zwei Tagen spürte ich den steigenden Augendruck (das waren die Schmerzen wie immer seit dem Lasern der Netzhaut! Unter den Tropfen waren zumindest diese Schmerzen weg.)
Vorgestern die Langzeitdruckmessung (die Ärztin wollte mir leider beweisen (so ihre Aussage), dass ich keinen erhöhten Augendruck habe...), bei der ersten Messung dann 28 links/ 22 rechts.
Dann behandelte sie mich plötzlich überfreundlich und vorsichtig, als sei ich eine kostbare Porzellanpuppe. Ihr erster Vorschlag war eine SLT-OP (ich muss an dieser Stelle nicht erwähnen, dass sie auf Augenchirurgie spezialisiert ist?)...
Wenn OP, dann nicht von ihr. Sie verschrieb mir dann Saflutan (die Tropfen enthalten Tafluprost), um erstmal zu schauen, ob Tropfen „überhaupt noch etwas bringen“.
Betablocker gehen bei mir sowieso nicht (niedriger Blutdruck plus gelegentlich allergisches Asthma), mit dem Azopt-Wirkstoff bin ich fertig.
Ich sitze jetzt hier, vor mir der Beipackzettel vom Saflutan, und weiss gerade nicht, was ich tun soll. Es fühlt sich an, wie zwischen Pest und Cholera wählen zu müssen. Die Augentropfen hätten mir vermutlich gar nicht verschrieben werden dürfen (Asthma?). Ich vertrage Medikamente sowieso generell nicht gut (ab und an eine Ibuprofen bei Migräne - dank Azopt hatte ich das im letzten Jahr recht oft - und mal Nasenspray bei Schnupfen, das ist so das, was geht).
Laut Ärztin ist die einzig ihr bekannte Nebenwirkung, dass man super lange Wimpern bekommt und es kurz nach dem Tropfen etwas brennen kann im Auge. Also demnach sind die Tropfen eher eine Schönheitsbehandlung als ein wichtiges Medikament.
Es ist klar und unabdingbar, dass ich mir eine andere Augenärztin/ einen anderen Augenarzt suchen muss.
Ich bin kein Fan von OPs, auch wenn sie noch so kurz und super und wiederholbar sind.
Ich werde aber den Eindruck nicht los, dass die Ärztin mich als prima Kandidatin für Ihre OP-Liste auserkoren hat und das sowohl durch Handlung (Aussetzen der Tropftherapie), Gesprächsführung und Diagnosestellung (von „kein Glaukom, wie komme ich nur darauf?“ zu „wir müssen dringend operieren, es ist Glaukom und der Augendruck ist viel zu hoch!“ in drei Wochen ist krass) auf die erste in vermutlich einer Kette von OPs vorbereiten wollte.
Es gibt keine „so ist es richtig“-Anweisung für mein Dilemma, ich weiss. Egal wie ich mich entscheide (schmeisse ich die Tropfen weg und harre dem Unausweichlichen, statt mir damit den Körper zu vergiften - oder nehme ich die Tropfen und setze mich brav vor den Laser), ich weiss erst hinterher, was besser gewesen wäre.
Das hier aufzuschreiben hilft, meine trüben Gedanken zu sortieren.
Und wenn die eine oder der andere einen Rat hat, ein paar aufmunternde Worte, Erfahrungen, die mit helfen, das alles zu sortieren, wäre ich dankbar.
p.s. Es war nicht möglich, Daten oder Messwerte anders als den Augendruckmesswert zu bekommen. Das müsste ich ggfs. anwaltlich einfordern lassen, aber soweit bin ich noch nicht.