Thema Angst (damit klarkommen)

  • 1. Diagnose Januar 2015 also ist das Thema Ängste noch brandaktuell irgendwie. Hier nun meine ganz persönliche Methode ;)

    Während der Diagnose (AA murmelte während dem Gucken mit der Spaltlampe) liefen schon die Tränen. Ich dachte es ist alles aus!, warum ich?, ich werde verrückt!, ich halte es keine einzige Minute aus! usw ... (damals wusste ich noch nicht, dass recht viele Leute seit Jahren mit Glaukom leben und den Zustand stabil halten).

    Eine grosse Hilfe ist dieses Forum.
    Die schlimmsten Ängste kommen oft von Unwissenheit.
    Im Forum kann man sich sehr gut über vieles informieren und erfährt, dass andere ganz ähnliche Probleme haben, das stärkt ganz ungemein :)

    Weinen ganz einfach.
    Ja, sich das mal gönnen, es tut gut, es entspannt und danach geht´s wieder.

    Nicht grübeln, definitiv NICHT grübeln!
    OK, man hätte dies und jenes tun können, man hätte dies und jenes nicht tun müssen, usw, usw ... BRINGT NICHTS! STOPP!

    1-2-3-4 einatmen/ausatmen
    Wenn es arg wird, wirkt das sehr gut bei mir. Ich konzentriere mich auf´s zählen und auf´atmen, Punkt aus, bis der "Anfall" vorüber ist.

    Im unmittelbaren JETZT leben.
    Für mich am Anfang sehr schwierig (da die GrübelType und doch etwas hypokonderisch :S )
    Beispiel: mache gerade Tomatensauce aus frischen Tomaten. Nicht abdriften, konzentrieren. Wie schön rot die Tomaten sind, wie herrlich sie duften, achtung beim ins kochende Wasser schmeissen zum blanchieren. Funktioniert sehr gut.

    Sich informieren OK aber nicht bei Sachen hängen bleiben, die man nicht versteht und einen darum ganz verrückt machen.

    Den Ratschlag meiner Oma Birgy folgen, als das wäre:
    Der liebe Gott schickt einem nur Prüfungen, die man bewältigen kann, ergo, habe ich irgendwo in mir drin das Zeug mit dieser Krankheit klar zu kommen.
    Keine Krankheit ist eine Strafe für irgendwas.

    Noch ein Ratschlag meiner Oma Birgy:
    Immer sein Humor behalten. Bei ihr hat es geklappt! Egal wie es ihr aus diversen Gründen dreckig ging, sie konnte immer noch das Witzige, das Skurile erkennen.

    Jetzt ein Ratschlag von meinem Mann:
    Nach der 1. Diagnose hat er echt genervt mit seinen Bemerkungen ;) wie zB "Das kann nicht sein!", "Der Arzt irrt sich!", "Geh zu einem anderen Arzt"usw usw oder auch "Du wirst wieder gesund" ...
    Ja, zum Ratschlag (manchmal hat er sogar Recht ;) :( Freu´Dich weiter an den selben Dingen wie bis jetzt. Wenn Du es NICHT tust, wirst Du es in 20, 30 Jahren bereuen, weil... Du merkst dann (reichlich spät) dass Du zig Jahre umsonst in Depri und Grübeleien verbracht hast.

    Ich hoffe mal, dass ich eines Tages genauso viel Gelassenheit entwickeln werde, wie die alten Hasen/Häsinen hier :) Hut ab!

    Gruezi wohl :)
    Vreni

  • Hallo Vreni,

    Du hast Dich mit dem Thema offen und sicherlich - nicht nur für Dich, sondern für viele User - erbaulich befasst.

    Mir begegnete vor langen Jahren eine (finnische ?) Weisheit:

    "Ich weiß, daß jederzeit alles Mögliche passieren kann. Deshalb bin ich ganz ruhig°.

    In kritischen Situationen oder Zeiten hat mir das schon gut geholfen! :thumbup:

    LG - Senator

  • An Senator: der Spruch gefällt mir :) Danke! Zuversicht ist immer gut.

    Grade bei der 1. Diagnose und am Anfang könnten die AA sich ein bißchen mehr Zeit nehmen, find´ich.

    Haben sie wahrscheinlich nicht und sind es, andererseits, so gewohnt diverse kranke Augen zu sehen, dass es für sie nichts mehr einmaliges ist.
    Die AA (sicher nicht alle ;) ) können sich einfach nicht an Stelle des Kranken versetzen und nachempfinden wie es am Anfang ist.

    Sehr gut: sich alle Sachen, die man klären will auflisten und den Zettel zum AA mitnehmen.
    Hat mich aufgebaut, dass auch andere vor Aufregung und Nervosität so manches vergessen zu erörtern.

    Auch sehr gut: die Liste "Kaffe-Grüner Thee und ... Rotwein :D "
    Thema Rotwein: ist ja klar, dass 1 Glässchen pro Tag reicht. Hätte ich zB am Tag der Diagnose gut gebrauchen können. Hätte noch viel entspannter weinen können :D

    Hilfe kommt auch oft von un-erahnten Ecken. Bei mir zB ein Nachbar im Haus, von Beruf Geistheiler (ist 60 und seiner hippie Zeit treu ;) ).
    Manchmal kann er einem den letzten Nerv rauben aber als ich ihm das mit dem Glaukom erzählte war er erstaunlich feinfühlig, hat direkt Fragen gestellt. Fand ich gut!

    Was nicht so einfach ist: sich helfen lassen, sich trösten lassen (für mich selber ist es nicht einfach sagen wir mal so).

  • Hallo Vreni!

    Danke, dass Du darüber berichtest.

    Angstbewältigung ist sicher nie einfach. Und jeder findet da irgendwie
    seine eigene Art und Weise dafür.
    Wichtig finde ich nur, dass man eben einen Weg findet und nicht daran verzweifelt.


    Viele Grüße

    Sabine

  • Wie schnell doch die Zeit rumgeht :)

    Geistere nicht mehr durch die Wohnung mit verbundenen Augen, um zu "sehen" wie, wenn (ihr wisst schon ;( )
    In der Anfangszeit habe ich sogar mit verbundenen Augen gebügelt, um zu testen, wie, wenn ...
    Schäme mich nicht, andere werden genauso beklopptes gemacht haben.
    Wache nicht mehr schreiend aus Albträumen auf,
    Grüble nicht mehr, warum ausgerechnet ich in der Lebensloterie den Treffer gelandet habe.

    Am 2. Juli war der Druck bei 16/18 (nach Goldmann gemessen). Es wird! AA meinte mal, Zieldruck wäre 16 und am 2. Juli war es das 1. Mal so.
    Davor stagnierte es bei 18/19 mit Spitzen bei 23/24
    (allerdings mit Pschittdings und nicht per Aplanatio und da ich eine Hornhautdicke von ca 594/596 habe, macht es schon ein Unterschied!)

    Meine Augen sehen viel jünger aus, frischer, aufgeweckter (ja, so gut haben sie noch nie ausgesehen gehabt). Bin baf!

    Die enorme Müdigkeit ist weg. War es der Anfangsschock, die Angewöhnung an die Tropfen (Dorzolamid und Monoprost), die Hitze, Die Wechseljahre?

    Einer meiner festen Grundsätze: nichts ist nur schwarz!
    Gut, beim Glaukom, muss man schon suchen :D

    Ein positives Beispiel: Glaukom hat mein Selbstbewusstsein gestärkt.
    Komme jetzt viel besser klar mit Finanzamt, Gewerbeaufsichtsamt, usw (bin selbständig mit Handwerksbetrieb).
    Diese ganzen Leute können mich nicht mehr so beeindrucken.

    Auch positiv: bin wirklich überzeugt, dass Glaukom meiner Gesundheit allgemein gutes getan hat (ja widersprüchlich eigentlich :huh: :(
    Esse noch mehr Gemüse, Obst, Fisch, fast kein Fleisch mehr. Achte auf hochwertigere Produkte. Fühle mich insgesamt gesünder.

    Noch sag´ich aber nicht "Glaukom, danke, dass es Dich gibt" :P

    Bin auch in einem französischem Forum, auch von der Präventionsstelle iniziert. Kein Vergleich. Sehr primitiv gestaltet. Besser als nichts natürlich.
    Hier findet man mehr Erfahrungsberichte, das stärkt ungemein.

    Huch! Hätte wirklich nicht gedacht, dass man es schafft damit zu leben und auch noch Lachen wird.


  • Hallo Vreni!

    Dieser Prozess nennt sich einfach Verarbeitung. Und da bist Du nach 6 Monaten schon ganz gut mit dabei.


    Glaukom verändert... das ist klar. Aber ich finde auch, dass das keineswegs negativ gesehen werden muss.
    Das sind sicher nicht immer bequeme Veränderungen für die anderen Leute, aber ich find sie auch nicht
    negativ. :D


    Viele Grüße

    Sabine

  • Die gute Bewältigung verdanke ich auf jeden Fall diesem Forum, jetzt ohne Lobhudelei, es ist so.

    Etliche "alte Hasen/Häsinen" die ganz andere Sachen hinter sich haben und duchleben, ohne die Flinte ins Korn zu werfen,

    und die sich die Zeit nehmen regelmässig alle "neuen" aufzufangen und zu unterstüzen, find´ich nicht alltäglich, das stärkt schon die eigene Courage.
    Da denkt man sich, wenn die das schaffen, dann krieg´ ich das doch auch irgendwie hin.

    LG

  • Hallo Vreni!

    So funktioniert das Prinzip der Selbsthilfe. :blume:

    Das praktizieren wir in unseren Selbsthilfegruppen auch bei den persönlichen Treffen.

    Man wird von anderen Betroffenen bedingungslos verstanden, ohne dass man sich
    ewig erklären muss.
    Und ja, das stärkt und man fühlt sich verstanden.

    Viele Grüße

    Sabine