Cortisonresponder

  • Was ist ein Cortisonresponder?


    Cortisonresponder sind Menschen, die auf eine Cortisongabe mit einem
    Anstieg des Augeninnendrucks (AID) reagieren. Dabei ist es egal, ob die Gabe
    systemisch ( also z. B. über Tabletten oder Infusionen) über den ganzen Körper
    erfolgt, oder z. B. als Augenmedikament in Form von Tropfen oder Salben gegeben wird.

    Cortisonresponder bilden Ablagerungen durch die Cortisongabe, die sich dann
    in die Abflusswege des Kammerwinkels setzen und somit den Abfluss erschweren.
    Die Drucksteigerung ist also eine Folge des erschwerten Abflusses.

    Allgemeine Angaben sind, dass ca. 5% der Bevölkerung Cortisonresponder sind.
    Wer davon betroffen ist, kann man zuvor nicht sagen. Das kann leider erst fest-
    gestellt werden, wenn der Druck sich nach Cortisongabe erhöht.
    Ggf. wird der behandelnde Arzt Gegenmaßnahmen ergreifen. Z. B. durch
    eine zusätzliche drucksenkende Therapie. Das entscheidet der Arzt nach Rücksprache
    mit dem Patienten von Fall zu Fall.

    In der Regel sinkt der AID nach Absetzen vom Cortison wieder.
    Nach ca. 3-4 Wochen sollte das Cortison vom Körper verarbeitet sein und
    der Druck wieder gesunken.
    Auch hier gibt es Ausnahmen und verlangt immer eine Rücksprache mit dem Arzt!


    Randinformation: Eine Cortisongabe über einen längeren Zeitraum fördert auch
    die Entstehung eines Grauen Stars (Katarakt). Was aber oft als
    geringeres Übel angesehen wird, als eine Behandlung ohne Cortison, da
    heute ein Linsentausch eine Routine-OP darstellt.

  • Hier gibt es ergänzende Ausführungen zum Thema Cortisonresponder:

    Eine kurze Ausführung von Prof. Pfeiffer aus Mainz:

    .....leider gibt es -- noch -- keinen Test für Kortisonresponder. Allerdings sind rund 20 bis 30% aller Menschen Kortisonresponder.
    Noch häufer ist dies bei Menschen mit Kurzsichtigkeit und eben wenn ein Glaukom schon besteht.

    Kortison fördert die Entstehung von sogenannten Glycosaminoglykanen, welche die Abflußwege des Kammerwassers im Auge verlegen.

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    Herzlichen Dank an Hr. Prof. Pfeiffer!

    Der Veröffentlichung wurde natürlich zugestimmt!

  • Und eine sehr ausführliche Erklärung von Fr. Dr. Julia Lamparter aus Mainz:

    Zu Ihren Fragen kann ich Ihnen folgende Auskünfte geben.

    Das durch Steroide induzierte Glaukom ist nach wie vor Gegenstand
    intensiver Forschung und der genaue Mechanismus der IOP-Erhöhung
    ist leider weiterhin ungeklärt. Durch die Möglichkeit genetischer
    Analysen weiß man jedoch heute, dass verschiedene Gene und die
    Expression verschiedener Genprodukte (s.g. extrazelluläre
    Matrix-Proteine) eine große Rolle spielen.
    Einen aktuell in der Praxis angewendeten speziellen Test auf
    Steroidresponse gibt es nicht. Extrazelluläre Matrix-Proteine
    spielen in vielen Bereichen des Körpers eine wichtige Rolle und
    sind für einen solchen Test nicht spezifisch genug. Es handet sich
    ja auch nicht um Allergene, sodass ein Test, wie beispielsweise
    der Pricktest (z.B. auf Hausstaub oder andere Allergene), nicht
    funktionieren würde. Einen speziellen Belastungstest mit der Frage
    "Steroidresponder - ja oder nein" gibt es auch nicht. Letztlich
    ist leider die Anwendung von Steroiden selbst der einzig mögliche
    Belastungstest. Erst wenn der IOP unter Anwendung von Steroiden
    steigt und dann nach Reduktion oder Absetzten wieder sinkt, kann
    man wirklich von einer nachgewiesenen Steroidresponse sprechen.
    Da die Patienten die IOP-Erhöhungen meist nicht selbst bemerken
    ist es umso wichtiger, den Augeninnendruck nach
    Kortisonapplikation regelmäßig zu überprüfen. Die Gabe von
    Kortison ist in vielen Fällen (auch bei Glaukompatienten) wichtig
    und unvermeidbar. Weiß man, dass ein Patient mit
    Augeninnendruckerhöhungen reagiert, muss über alternative
    Therapien nachgedacht werden. Auch gibt es bei den verschiedenen
    Kortisonformen selbst Unterschiede (sowohl in der Penetration des
    Auges als auch in der Steroidresponse).
    Bei der systemischen Applikation von Steroiden ist die
    Augeninnendruckerhöhung häufig nicht so ausgeprägt wie bei lokaler
    Anwendung am Auge oder periokulär (z.B. Gesichtscremes,
    Nasensprays o.Ä.). Systemisches Kortison löst im Körper eine Reihe
    von Reaktionen aus - auch hier kommt es zur Expression von
    Proteinen etc. Die Frage nach dem Zusammenhang mit PEX finde ich
    sehr spannend. Soweit ich weiß, ist ein solcher Zusammenhang
    bislang nicht bekannt. In der Tat gibt es aber Parallelen zwischen
    Steroid-induziertem Glaukom und PEX-Glaukom. Auch beim PEX-Glaukom
    bleiben bislang viele Fragen ungeklärt. Man ging lange Jahre davon
    aus, dass es eine genetische Prädisposition gibt und dass der
    "PEX-Ursprung" im Norden (bei den Wikingern) liegt. Mittlerweile
    ist man davon aber wieder etwas abgekommen, weil gerade auch in
    Afrika PEX weit verbreitet ist. Sicherlich gibt es eine genetische
    Prädisposition (einige Gene sind auch bekannt - ebenso
    Genprodukte), und die Möglichkeit s.g. GWAs (genome wide
    association studies) wird hier in Zukunft hoffentlich mehr
    Klarheit schaffen.

    Ich habe Ihnen einen sehr interessanten Übersichtsartikel zu
    Steroid-induziertem Glaukom angehängt. Ich denke, es ist von den
    aktuellen Publikationen sicherlich eine der ausführlichsten. Es
    wird beim Lesen sehr schnell klar, wie komplex das Thema ist und
    dass es viele Faktoren (genetische Faktoren, Altersfaktoren,
    Komorbiditäten etc.) gibt, die die Steroidresponse beeinflussen.
    Weitere intensive Forschung ist sowohl beim Steroid-induzierten
    als auch beim PEX-Glaukom von enormer Wichtigkeit.

    Ich hoffe, Ihnen bei der Beantwortung Ihrer Fragen weiterhelfen zu
    können.

    Mit besten Grüßen
    Julia Lamparter
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    Herzlichen Dank an Fr. Dr. Lamparter! Auch hier haben wir natürlich das Einverständnis für die Veröffentlichung hier
    im Forum!

    Im Anhang der angesprochene Artikel, der leider nur in Englisch zur Verfügung steht.


    Viele Grüße

    Euer Team