Rat zu Glaukom, Psyche und Erbrechen

  • Einen schönen guten Abend euch allen,

    bei meiner Mutter (66 Jahre alt) wurde bereits vor vielen Jahren Glaukom diagnostiziert. Um welche Art es sich handelt, kann ich leider nicht mit Gewissheit sagen, ich denke aber, es ist das Offenwinkelglaukom.

    Sie wurde bereits zwei Mal operiert, man hat ihr in jedes Auge eine Art "Säckchen" eingenäht. Die erste OP liegt eine ganze Weile zurück, schon damals war sie bei weitem die Jüngste auf der Station und dennoch das Sorgenkind. Die zweite OP wurde dieses Frühjahr durchgeführt, auf "dringenden" Rat ihres neuen Arztes. Ihr Gesichtsfeld ist bereits stark eingeschränkt.

    Ich kann nur ahnen, wie sehr diese Krankheit auf die Psyche schlägt. Neben der Tatsache, dass meine Mutter weit fortgeschrittenen Grünen Star hat und erblinden kann, beunruhigt mich dieser Punkt zurzeit sehr. Meine Mutter übergibt sich seit geraumer Zeit häufig. Eigentlich verstärkt, seit der letzten OP. Sie erzählte mir gerade heute, dass es gestern wieder 3 Mal passierte, ohne etwas im Magen gehabt zu haben oder große Übelkeit zu verspüren... Ich Frage mich nun, ob dies rein psychisch bedingt ist oder ggf. eine Begleiterscheinungen des Glaukoms ist.

    Wirklich sprechen kann ich mit meiner Mutter selten, denn sie weicht diesem Thema stets aus. Verdrängen heißt ihre Devise...
    Vielleicht habt ihr einen Rat. Im Voraus besten Dank!

    Einmal editiert, zuletzt von KIZ (4. August 2012 um 22:47)

  • Ich habe auch ein Offenwinkelglaukom, genauer ein Normaldruckglaukom. Und mir ist neu, dass man sich dabei übergibt. Generell hat ein Glaukom nichts mit sich übergeben zu tun- seidenn, man hat einen Glaukomanfall und sehr starke Schmerzen. Aber das passiert nicht drei Mal täglich und dann auch nicht bei Offenwinkelglaukomen.
    Ich habe echt noch nie etwas davon gehört- da gibts auch keine physischen Zusammenhänge.
    Wenn du schon eine psychische Komponente ansprichst, klingt das eher, als ob du eine andere Befürchtung hast? Bulimie? Ist deine Mutter in psychologischer/psychiatrischer Behandlung? Ansonsten ist sicher der Internist auch erstmal eine Anlaufstelle, um organisches auszuschließen. Wenn sie das verweigert, würde mir das zu denken geben. Dann wäre ich auch vorsichtig, mir weiter die Geschichten dazu anzuhören- Stichwort Aufmerksamkeit und positive Konditionierung.
    Du klingst sehr verzweifelt?

    "Okay", sagte ich, "das ist die Realität. Wir können sie nicht ändern. Wir können nur bestimmen, wie wir damit umgehen. Wir können nichts an den Karten ändern, die wir bekommen, nur an dem Spiel, das wir mit diesem Blatt machen."

  • Hallo Kiz,

    Deine Sorge bezüglich Deiner Mutter kann ich gut verstehen. Dass Sie mit Dir über ihr Unwohlsein gesprochen hat, deutet eher nicht auf Bulimie hin, da verbergen die Kranken eher ihre Symptome. Auf jeden Fall hat es nichts mit Glaukom zu tun, vlt. aber mit Unverträglichkeit von Medikamenten. Der richtige Weg wäre tatsächlich, sie einem Internisten vorzustellen, der nach der Ursache sucht. Mach Du doch einfach einen Termin für sie aus, nimm einen Tag frei und begleite sie dorthin. Wenn sie "kneift", d.h. irgendwelche Ausreden hat, dann spricht wirklich einiges für "Aufmerksamkeitserpressung". Das ist ja nichts wirklich Schlimmes, Du könntest ihr sagen, dass Du das durchschaut hat und ihr anbieten, z.B. einmal in der Woche mit ihr Kaffee zu trinken und zwar ohne Krankheitsgeschichten. Bei meiner Mutter hat das gut geklappt, ich habe sie bei schönem Wetter mit ihrem Rollstuhl auch zu einem Schaufensterbummel abgeholt. Vorher war sie ein Häufchen Elend, sagte, sie wäre jetzt alt und zu nichts mehr nutze, aber nach unseren Ausflügen (bei Regen haben wir drin "Uno" oder anderes gespielt) habe ich mich selbst auch wohler gefühlt. Inzwischen ist meine Mutter verstorben und ich bin sehr froh über unsere gemeinsamen Zeiten. Meine Mutter hatte Parkinson und war in ihren letzten Lebensjahren an Schizophrenie erkrankt.

    Ich wünsche Dir und Deiner Mutter eine gute Zeit.

    Liebe Grüße
    von Reni

    Man sieht nur mit dem Herzen gut ( "Der kleine Prinz" Antoine de Saint-Exupéry)

  • Hallo und herzlichen Dank für eure Atworten und guten Wünsche.

    Ich vergaß zu Erwähnen, dass meine Mutter bereits beim Internisten war, der nichts feststellen konnte und auch auf die Psyche tippt. Da ich im Internet aber von Erbrechen in Zusammenhang mit einem Glaukomanfall gelesen habe, wollte ich dem nachgehen, auch wenn ich ziemlich sicher bin, dass das Erbrechen psychosomatisch ist. Bulemie schließe ich vollkommen aus.

    Das Thema Therapie habe ich ihr gegenüber bereits angesprochen, aber da mag sie sich nicht drauf einlassen. Und ich weiß, dass diesen Schritt jeder für sich alleine machen muss. Denn nur wenn man von sich aus bereit ist, sich in therapeutische Behandlung zu geben, wird es auch funktionieren. Meiner Ansicht nach, hat meine Mutter ihr Leben lang Dinge verdrängt und nun kommt alles hoch... Sie will niemandem zur Last fallen, schon gar nicht ihren Kindern und deshalb schweigt sie sich meist aus. Wahrscheinlich muss ich akzeptieren, dass sie mit den Dingen auf ihre Weise umgeht.

    @kers: Verzweifelt bin ich eigentlich nicht. Eher Ratlos und in Sorge.
    frecheReni: Wenn ich meine Mutter treffe, kommen nicht immer Krankheitsgechichten auf den Tisch. Aber die Leichtigkeit ist etwas verloren gegangen und der Tipp mit den entspannten Ausflügen klingt gut. Werde ich gleich heute Nachmittag umsetzen :)

  • Naja, es schließt sich nicht vollkommen aus, bei Bulimie darüber zu reden.
    Ich habe eine Kollegin mit diagnostizierter Bulimie, die - aus welchen Gründen auch immer- ständig davon sprach, anscheinend auch davon wusste, dass es sich um Bulimie handelt, aber immer so tat, als ob nieeemand wüsste, was mit ihr los sei. Wir hatten irgendwann das Gefühl, dass es ihr um die Aufmerksamkeit ging und es hörte erst auf, als wir diese Aufmerksamkeit nicht mehr gaben.

    Ansonsten entsteht Bulimie nicht nur, um das Gewicht zu halten und möglichst viel essen zu können, sondern auch, um sich selbst das Gefühl zu geben, die Kontrolle über den Körper nicht verloren zu haben bzw eigenes Versagen zu kompensieren. Häufig sind Bulimiekranke ja auch nicht dünn, sondern haben normales, höheres Körpergewicht.
    Als ich meine Diagnose des NDG bekam, hatte ich schwer daran zu knabbern, den Gesundheitszustand nicht kontrollieren zu können oder im Vorfeld nichts davon gemerkt zu haben. Möglicherweise ist eben die Diagnose der Krankheit Glaukom in diesem Zusammenhang gar nicht so abwägig?

    Ich habe als Teenager einen Reizmagen bekommen und musste mich bei manchen Sachen eben übergeben, wenn sie zu scharf oder salzig waren. Dies wurde dann aber vom Internisten diagnostiziert und hat sich dann auch irgendwann mit Schonkost gelegt. Das konnte dann aber wohl bei deiner Mutter ausgeschlossen werden.
    Jedoch ist es wichtig, dass deine Mutter es fix in den Griff bekommt, da durch das ständige Übergeben die Zähne angegriffen und geschädigt werden, ganz von der Versorgung mit Vitaminen und Mineralstoffen abgesehen. Wie gesagt, ich hatte mit meinem Magen etwa ein halbes Jahr lang Probleme, übergeben war nicht soo das Problem, häufiger hatte ich Sodbrennen und schon das hat dazu geführt, dass der Zahnschmelz ziemlich drunter gelitten hat.

    Wenn also der Internist von psychosomatischen Ursachen ausgeht, scheint da doch was hinterzustecken und sie sollte in die Richtung etwas unternehmen.
    Wenn sie nicht direkt zum Therapeuten möchte, ist die Caritas vielleicht eine erste gute Anlaufstelle. Ich habe bereits von mehreren Leuten gehört, dass sie dort gute Erfahrungen gemacht haben. Sie könnten ihr auch dabei helfen, die Diagnose Glaukom zu verarbeiten.

    "Okay", sagte ich, "das ist die Realität. Wir können sie nicht ändern. Wir können nur bestimmen, wie wir damit umgehen. Wir können nichts an den Karten ändern, die wir bekommen, nur an dem Spiel, das wir mit diesem Blatt machen."