• Lieber Dr. Bernsmeier,

    erst einmal vielen Dank für Ihre erste Antwort zu meinen bunten Ringen um Lichtquellen. Ich bin Ihrem Rat gefolgt und wieder sofort in die Klinik gerast. Wobei ich Glück hatte, 40 Minuten nach Beginn des Anfalls Druck gemessen wurde und 27 mm Hg herauskamen. Meine Ärztin geht jedoch davon aus, dass der Druck direkt bei Anfall bei 35 mm Hg lag.

    Nun bekam ich heute erstmalig einen schnellen Termin in der Klinik (meines Vertrauens) mit folgender Diagnose: Plateauiris, primäres Offenwinkelglaukom mit Engwinkelkomponente, Mikropapille, Schäden im Gesichtsfeld, Druck 16 mm Hg, 125 % Sehkraft - alles beidseitig. Ich glaube, ich erwähnte schon, das ich bis dato unter okulärer Hypertonie ohne Schäden lief. Ich muss nicht sagen, wie ich mich fühle, denn ich ging von weitaus Besserem aus. Zumal das angehende Glaukom früh erkannt wurde, ich vorbildlich tropfte und ich alle nötigen Untersuchungen regelmäßig durchführen ließ, wie HRT zum Beispiel. Und noch im Januar war das Gesichtsfeld (zentral 30-2 Schwellentest, GHT) innerhalb normaler Grenzen. In der Klinik wurden bei der Perimetrie drei Methoden angewandt: W/W, Matrix und Pulsar - alles RA auffällig und LA pathologisch.

    Der Vorschlag meiner AÄ, eine Laser Iridektomie durchzuführen ist kontraindiziert, da das Loch bei mir damit zu klein wäre. Wenn, dann wäre eine chirurgische Iridektomie (periphere Iridektomie) angeraten. Vorerst soll ich Cosopt weiternehmen sowie Pilomann 0,5 zur Nacht. Falls damit die Druckspitzen - verbunden mit den bunten Ringen - behoben sind, könne man die Sache auch nur mit Tropfen weiterbehandeln. In drei Monaten habe ich einen neuen Termin in der Klinik.

    Da die Plateauiris eine sehr seltene Sache ist, wollte ich Sie noch einmal um Rat fragen.

    - Ist das eine besonders bedrohliche Art des Glaukoms?
    - Heißt das, dass ich jetzt jederzeit einen richtigen/ausgeprägten Glaukomanfall bekommen kann? Zumal ich die "kleinen Anfälle" immer am Tag und einmal am Abend hatte und nur nachts Pilomann tropfe?
    - Behandelt man das wie ein Engwinkelglaukom (lt. Internet gilt es als Winkelblockglaukom)?
    - Die bunten Ringe sah ich bei enger Pupille (habe auch nur einen minimalen Druckanstieg von 1 mm Hg,
    wenn die Pupillen weitgetropft sind - außer bei Dunkeltest von 18 auf 26), wie hilft da Pilomann?
    - Was ist eine periphere Iridektomie (im Unterschied zu periphere Iridotomie oder ist das das Gleiche)?

    Vielen Dank für Ihre Mühe, Nina

  • Hallo Nina!

    Sie haben sich ja schon im Internet schlau gemacht. Ja, Plateauiris ist eine seltene, aber auch besonders schwierig zu behandelnde Form des Glaukoms. Es besteht eine anatomische Besonderheit, das vordere Auge ist relativ klein und Ziliarkörper und Linse leigen sehr weit nach vorne verschoben, deshalb die Engwinkelkomponente.

    Wenn dann die Pupille eng ist, liegt viel Iris auf der Linse und erhöht damit den Flußwidersttnad des Kammerwassers auf dem Wege aus der Hinterkammer in die Vorderkammer. Dadurch beult sich die periphere Iris nach außen und verschließt so den Kammerwinkel. So entsteht der Anfall. Deshalb haben Sie auch nur so niedrig dosiertes Pilocarpin bekommen.

    Wirksamste Therapie ist eine Iridektomie, damit kommt man bis an die Iriswurzel. Bei der Iridotomie, die prinzipiell das gleiche ist: ein zusätzliches Loch in der Iris, kann man bei dieser Anatomie nur weit zentral ein Loch erzeugen, was manchmal nicht wirksam ist, es komm dennoch zu Glaukomanfällen.

    Beste Grüße Ihr

    H. Bernsmeier

  • Hallo, lieber Herr Bernsmeier,

    vielen, vielen Dank für Ihre ausführliche Antwort. bitte verzeihen Sie die weiteren Fragen, aber im deutschsprachigen Netz ist kaum etwas über Plateauiris zu finden:

    Ist es dann nicht kontraindiziert, die Pupillen (aufgrund des Dunkeltests) mit Pilocarpin zur Nacht für mehrere Stunden eng zu stellen bzw. muss ich bei enger Pupille, also Helligkeit und Nahsehen die Anfälle hauptsächlich/ausschließlich befürchten? Kann ich hoffen, dass die Iridektomie die Anfälle behebt oder sitze ich jetzt für immer (also mit und ohne Iridektomie) auf dem Pulverfass? Ist es ein positives Zeichen, dass die Anfälle bisher nach kurzer Zeit von allein wieder weggingen bzw. wovon gehen sie wieder weg (z. B. weite Pupille)? Und warum kommen die Anfälle erst jetzt, obwohl ich seit über 10 Jahren ein Glaukom habe? Ein Mitglied des Forums benannte Laser-Iridoplastik bei Plateauiris (Löcher rund um Iris), wäre das eine Alternative und wird das überhaupt (noch) angewendet? Ich las zudem, dass Plateauiris prädestiniert für Zillarblock (vs. Papillarblock) sei und dass Miotika ihn fördern, während Zykloplegika ihn verhindern. Könnte man dann bei einem Anfall nicht Atropin tropfen?

    P.S.: So richtig verstehe ich die Sache immer noch nicht. Ich habe ein Offenwinkelglaukom mit Engwinkelkomponente (durch die Plateauris?), obwohl ich vor 10 Jahren noch ein Offenwinkelglaukom hatte (also ändert sich da doch was im Laufe der Zeit von offen zu eng?). Anders als beim Engwinkelglaukom (wo der Druck bei eiter Pupille steigt) stieg mein Druck plötzlich eher bei enger Pupille (also ist da ein Unterschied in der Anatomie?) und beim Weitstellen der Pupille (zum Beispiel bei Netzhautspiegelungen) stieg mein Druck nicht (aber beim Dunkeltest dann doch)? Kann man denn da meine Pupille überhaupt eng stellen, um die chir. Iridektomie durchzuführen? Meine AÄ sagt, sie glaubt nicht, dass ich einen vollen Glaukomanfall bekomme, im Nezt steht aber, dass es meistens nach mehreren kleinen Anfällen zu einem vollen Anfall kommt (ist die Plateauris da ein besonderer/anderer Fall?) Das mit der engen und weiten Pupille bekomme ich einfach nicht zusammen: Aufgrund des Dunkeltest muss die Pupille eng sein, aufgrund der Plateauiris besser weit, wie soll das gehen bzw. wie kommt das in einer Person in zwei Augen zusammen? Und macht ein Papillarblock einen Unterschied zum Zillarblock?

    Nochmals herzlichen Dank, Nina

    2 Mal editiert, zuletzt von nina (30. April 2008 um 22:33)

  • Hallo Nina!

    Sie haben zweiKrankheiten: Glaukom und Plateauiris.

    Der jetzt immer enger werdende Kammerwinkel entsteht, weil die Linse das ganze Leben langsam dicker wird und so die Iris nach vorne drückt. Die verbreiterte Auflage der Iris auf der dickeren Linse ist der Pupillarblock. Wenn die Linse auch nach vorne verlagert wird, weil sie nicht nach hinten ausweichen kann, wenn der Glaskörper noch nicht verflüssigt ist, dann entsteht der Ziliarblock. Bei der Plateauiris kann also beides vorkommen.

    Der Pupillarblock löst sich auf, wenn die Pupille beim Anfall weiter wird. Der Ziliarblock kann nur durch Mydriatica wie Atropin durchbrochen werden, weil auch der Ziliarkörper gelähmt wird. Manchmal hilft auch das nicht, dann bleibt nur die Operation, Iridektomie und entweder Glaskörperpunktion oder Linsenentfernung.

    Sie müssen also immer zwei Krankheiten behandeln lassen, das Glaukom und die besondere Anatomie der Plateauiris. Manchmal kommt dann der Zielkonflikt, weil die Therapie dess einen auf Grund der besonderen Anatomie eine konträre Wirkung erzeugt.

    Wie Sie sehen, ist Ihre Situation reichlich kompliziert, und am Computer nicht erschöpfend zu klären. Am besten wäre es, wenn Sie einen anderen Augenarzt oder eine Klinik konsultieren könnten, die Ihnen mit Blick auf Ihre spezielle Situation einen Therapievorschlag machen können. Ich plädiere aus der Ferne für die chirurgische Iridektomie oder aber, wenn schon eine Linsentrübung besteht, eine Linsenoperation. Das um so mehr, als nach der Iridektomie eine Katarakt oft eintritt. Von der Iridoplastik halte ich nichts.

    Mit den besten Grüßen Ihr

    H. Bernsmeier

  • Hallo Herr Bernsmeier,

    ich danke nochmals ganz herzlich für Ihre Antwort. Jetzt habe ich die Sache verstanden.

    Mit besten Grüßen, Nina